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Religionen können unterschieden werden nach der Art ihrer Weitergabe
Meistens zur Religion seiner Eltern. Die Religion wird von den Eltern an die Kinder weitergegeben im Verhalten, in den Ritualen, in den Gebeten, Erzählungen und Liedern. Kinder wachsen familiär in die Religion ihrer Eltern hinein. Bei dieser Art der Religionszugehörigkeit gibt es also meist eine hohe Übereinstimmung von religiöser Gemeinsamkeit und gemeinsamer Abstammung. Die Abstammungsgemeinschaft ist zugleich die Religionsgemeinschaft. Es ist sozusagen eine „Stammesreligion“. Diese altmodische Bezeichnung wird hier in einem sehr offenen Sinn gebraucht, deshalb in Anführungszeichen.
Erkunde Deine Anteile an "Stammesreligion". Zu welcher Religion und Konfession gehörst Du? Zu welcher Deine Eltern und Großeltern? Hatten manche Deiner Vorfahren vielleicht verschiedene Konfessionen oder gar verschiedene Religionen? Wie wurde das in Eurer Familiengeschichte verarbeitet? Befrage Deine Verwandten und mach Dir Notizen. Diese Notizen sind Deine Privatsache. Es steht in Deiner Freiheit ob und wem Du davon etwas mitteilen möchtest. Respektiere dabei auch die Wünsche Deiner Verwandten, was Du über sie erzählen darfst.
Eine zweite Art von Religionszugehörigkeit kann entstehen durch Ortszugehörigkeit. Menschen nehmen teil an der Religion, weil es die an ihrem Lebensort „normale“ Religion ist. Zum Beispiel nach einem Umzug, kann es sein, dass die Zugezogenen sich an die ortsübliche Religion anpassen, obwohl es nicht die Religion ihrer Vorfahren ist. Wer integriert sein will am Wohnort, übernimmt die lokalen Gebräuche. Menschen lernen von ihrer Umgebung, nehmen Teil an der Kultur, auch an den Riten und besuchen die Kirche, den Tempel, die Moschee, die Synagoge oder welcher religiöse Ort sonst von allen Nachbarn besucht wird. Es erfordert eine gewisse Umstellungsbereitschaft der Neuzugezogenen und es ist auch eine Frage, ob die „Eingeborenen“ solche Neuzugänge akkzeptieren. Vielleicht sind spezielle Aufnahme-Riten notwendig, damit die „Neuen“ religiös dazugehören dürfen. Nennen wir diese Art von Religionszugehörigkeit „Ortsreligion“. Dieses Wort gibt es eigentlich nicht, deshalb in Anführungszeichen.
Erkunde Deine Anteile an "Ortsreligion". In welcher Kirche wurdest Du getauft? Welche Kirche liegt deiner Wohnung am nächsten? Gibt es eine Kirche zu der Du Heimatgefühle hast? Bist Du irgendwann umgezogen? Was haben Deine Nachbarn für eine Religion? Mache Dir Notizen. Diese sind Deine Privatsache. Es steht in Deiner Freiheit ob und wem Du davon etwas mitteilen möchtest. Respektiere dabei auch die Wünsche Deiner Nachbarschaft, was Du über sie erzählen darfst.
Mit den Worten Kirche und Moschee kommt bereits eine dritte Art von Religionszugehörigkeit ins Spiel und wahrscheinlich trifft dies auch schon beim Wort Synagoge zu. Religionen die über Abstammungsgrenzen hinaus und über Ortsbindung hinaus Mitglieder aufnehmen und sich sogar bewusst als abstammungsunabhängig und ortsunabhängig verstehen, diese Religionen werden als „missionierende“ Religionen bezeichnet. Die Benennung "missionierend" ist nicht ganz korrekt, weil sie einen vorwurfsvollen Unterton enthält. Es wird unterstellt, dass „Mission“ eine bedrängende Art des Umgangs mit anderen Menschen darstelle. Das dahinter stehende Klischee kann manchmal zutreffen, aber längst nicht immer. Neutraler wird dieser Religionstyp beschrieben mit den Worten „abstammungsunabhängig“ und „ortsunabhängig“ oder in positiven Begriffen: „multi-ethnisch“ und „universal“.
Religionen dieses Typs können zwar auch auf dem Wege der familiären Traditionsbildung weitergegeben werden, und ebenso auf dem Wege der lokalen Gemeinde, aber sie halten eben auch den dritten Weg offen: Menschen können individuell diesen Religionen beitreten, ohne Abstammungsgemeinsamkeiten und ohne Bindung an einen Ort. Die Weitergabe dieser Religionen kann außerhalb der familiären, verwandtschaftlichen und nationalen Zusammenhänge erfolgen. Die eigene Religion wird an „fremde“ Menschen weitergegeben. Angehörigen von anderen Völkern wird Gemeinschaft in einer Religion angeboten. Das bedeutet „missionieren“. Dass Menschen nicht automatisch zur Religion ihrer Eltern gehören müssen, sondern ihre Religion wechseln können, ist ein freiheitsbildendes Merkmal. Damit geben die Religionen des dritten Typs dem Individuum eine höhere Bedeutung und eine größere Freiheit, als die beiden anderen Religionstypen. Der einzelne Mensch kann über seine Religionszugehörigkeit selber bestimmen. Nicht die Verwandtschaft und nicht der Ort bestimmen darüber. Aber der Wechsel von einer Stammesreligion zu einer abstammungsunabhängigen Religion ist ein schmerzhafter Vorgang für die „Stammesmitglieder“. Es ist eine Vereinzelung, ein Sich-Selbständig-Machen des Individuums gegenüber der Verwandtschaft, gegenüber der Nation, oder auf welcher Ebene auch sonst die Abstammungsgemeinschaft sich abgegrenzt, also ihre religiöse Identität bestimmt hatte.
Viele Menschen reagieren abweisend, wenn sie das Gefühl haben "missioniert zu werden". Diese Abweisung hat eine starke Berechtigung in manchen historischen Missionsvorgängen. Wir betrachten dazu ein Gemälde.
1. Das Gemälde zeigt die Phantasie des Künstlers von einer historischen Begegnung.
2. Und es zeigt wohl auch die Vorstellung, die zur Zeit des Künstlers üblich war.
3. Und es zeigt eine bis heute gängige Vorstellung von christlicher Mission.
4. Und es zeigt die Problematik der christlichen Mission in den Zeiten des Kolonialismus.
Deine Antworten auf die folgenden Fragen sind nicht privat, sondern für Lehrer und Klasse
bestimmt.
Welche Art von Religionszugehörigkeit haben wahrscheinlich die Menschen im rechten Drittel (Bildteil A)?
Welche Art von Religionszugehörigkeit haben wahrscheinlich die Menschen im Mittelfeld des
Bildes (Bildteil B)?
Wie war vermutlich die Macht verteilt zwischen den beiden Menschengruppen?
Achte auf die Gegenstände im linken Teil des Bildes (Bildteil C)!
Es sind drei verschiedene Fragen. Wenigsten eine Deiner drei Antworten sollst Du bekanntgeben. Du kannst dies entweder im Webuntis-Messenger (für die Reli-Klasse) mitteilen oder hier im Textfeld eintragen (öffentlich):