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Küstermann



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Gott ohne Ismus. Die Stachedrahtfalle 3. Der Zeitgeist hinter Flews Parabel

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viele blaue Schmetterlinge und ein Fänger mit Netz am Stiel

Rationalismus und Wirklichkeit

Hinweise zur Interpretation der Gärtnerparabel von Antony Flew

Die Gärtnerparabel von Antony Flew zeigt, wie durch die immer weitergehende Anpassung an die Kritik (der Gärtner wurde nie gesehen, also muss er unsichtbar sein. Die Bluthunde schlagen nicht an, also muss er geruchlos sein ...) von der urspünglichen Hypothese (ein Gärtner) kein wesentlicher Inhalt mehr bleibt. Der Lustgewinn des Atheisten liegt besonders in der Schlusspointe: Wodurch unterscheidet sich der so un...un...un gewordene Gärtner von einem phantasierten oder von gar keinem Gärtner. Flew's Atheismus besteht aber nicht in der simplen Bestreitung von Gottes Existenz, sondern er zielt auf die Interpretationen Gottes, die seiner Beweisbarkeit auszuweichen scheinen. Solche Ausweichversuche werden als Entleerung der ursprünglichen Behauptung, es gäbe einen liebenden, barmherzigen und vor allem einen wirkenden Gott, entlarvt. Innerhalb dieses Hypothesen-Prüfungszsenarios stellt sich die Frage, was die prinzipielle Falsifizierbarkeit der Hypothese von der Existenz Gottes wäre. Falls keine Falsifizierbarkeit bestünde, wäre die Hypothese von der Existenz Gottes sinnlos, so meint Antony Flew. Was ist außerhalb dieses Hypothesen-Prüfungsszenarios? Gibt es ein "Außerhalb"?

Die rationalistische Festlegung von Wirklichkeit

Die Feststellung was ist und was nicht ist erfolgt in einem rationalen Rahmen von zu prüfenden Hypothesen. Ziel ist es Sicherheit zu erlangen, darüber, was wirklich ist und was nicht. Wären alle Prüfungsverfahren abgeschlossen, bestünde die Wirklichkeit - besser gesagt das Bild, das wir uns von der Wirklichkeit machen - schließlich aus den Hypothesen, die das Prüfungsverfahren bestanden haben. Logik wird dabei selbstverständlich verstanden als höchstes Kriterium. Somit wäre Logik die höchste Göttin, die entscheidet über wirklich oder unwirklich. Kann man diese Göttin bezeichnen als ewig und ubiquitär, das heißt zu allen Zeiten und an allen Orten gleich und gültig, also allmächtig? Und Widerspruchsfreiheit wäre die wichtigste Bedingung für Wirklichkeit. Wie kommen wir zu der Sicherheit, dass die Wirklichkeit logisch und widerspruchsfrei sei? Oder ist es nur das illusorische Bestreben des Menschen, die Wirklichkeit rein denkerisch in den Griff zu bekommen?

altes Foto von Henry Morton Stanley im Tropenanzug und mit Flinte, neben ihm ein afrikanischer Junge, ebenfalls mit Flinte

Mit welchen Begriffen bezeichnet Flew seine beiden Forscher?

In welchen Szenarien spielt Flews Parabel?

In welchen Denkwelten und Phantasien ist Antony Flew vermutlich aufgewachsen?

Könnte es Teile der Wirklichkeit geben, die irrational sind, aber wirksam?

Welche Forschungsmethoden (und Denkmethoden) sind für welche Untersuchungsobjekte geeignet? Nenne Beispiele.

Welche Attribute eines Untersuchungsobjektes müssten zu welchen Untersuchungsmethoden führen?

Ist Gott eine Hypothese?

Attribute des Gärtners in Flews Parabel Attribute Gottes in der Trinitarischen Persiflage
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Im Gerichtssaal statt im Dschungel

Wir machen einen Versuch, die Parabel in ein anderes Feld zu übertragen. Wenn die Beurteilung der Hypothese "Gott" nicht im Dschungel, sondern in einem Gericht stattfände, wo säße die Hypothese Gott in diesem Gerichtssaal?

Auf welchen Plätzen im Gerichtssaal wird gejubelt wenn das Urteil lautet: Es gibt keinen Gott? Und auf welchen im entgegengesetzten Fall?

Wer säße auf dem Richterstuhl?

Wenn es Gott gäbe und Gott Gott wäre, was wäre dann falsch an der Platzverteilung (Rollenzuweisung) im Gerichtssaal?

Aufgabe

Übersetzt die Persiflage vom trinitarischen Gärtner in eine seriöse Kritik an der Gärtnerparabel unter Berücksichtigung beider Fälle. Die beiden Fälle sind:
Es gibt keinen Gott / Gott gibt es
und eventuell unter Verwendung folgender Vokabeln: ewig, unendlich, allgegenwärtig, allwissend, allmächtig, barmherzig, Geber allen Lebens, Empfänger aller Sterbenden, Ursprung alles Seienden, Forschungsmethode, Erkenntnisweg, Erkenntisinstrument, angemessen, falsifizieren, verifizieren, Sterblichkeit.

Theologismus

frei nach Dietrich Bonhoeffer: Gott gibt es nicht, weil es das Es nicht gibt, das Gott geben könnte.



Aristoteles, der Erfinder der abendländischen Logik, glaubt an Widerspruchslosigkeit. Heißt das: ...an die Beherrschbarkeit der Welt durch das Denken?

Heraklit, ein anderer, großer Grieche, glaubt an die Kraft von Widersprüchen. Heißt das: ...an die Fehlerhaftigkeit des Denkens? oder: ...an die Unberechenbarkeit aller Vorgänge?