Material und Aufgaben für die zehnte Woche
Anton Praetorius war seit 1596 evangelischer Hofprediger beim Grafen von Ysenburg–Büdingen in Hessen. 1597 forderten die Bürger von Birstein, einem Dorf in der Grafschaft, dass vier Frauen wegen Hexerei der Prozess gemacht werden sollte. Der Graf ernannte seinen Hofprediger zum Mitglied des Hexengerichts. Anton Praetorius ertrug es nicht, dass die Angeklagten durch die Folter in den Tod getrieben werden sollten. Energisch wetterte er gegen die Prozessführung und gegen den ganzen Hexenglauben. Das war gefährlich. Viele Kritiker der Hexenverfolgungen hatten Angst, dann selber als "behext" und als "Verbündeter der Hexen" angeklagt zu werden. Anton Praetorius verlor sein Amt als Hofprediger, denn seine Predigten gegen den Hexenwahn waren skandalös, aber wenigstens kam er nicht auf den Scheiterhaufen. Von den vier Frauen wurde eine freigelassen, die anderen waren bereits unter der Folter gestorben. Nach dem Verlust der Hofpredigerstelle wurde Praetorius gewöhnlicher Pfarrer in Laudenbach in der Kurpfalz, und er begann sein Buch zu schreiben gegen den Hexenwahn und gegen die Folter.
Anton Praetorius glaubt nicht, dass die Hexen sich in Katzen und Raben verwandeln können, auch nicht, dass sie Unwetter und Krankheiten und gefräßige Nagetiere herbeizaubern können, und schon gar nicht, dass sie auf Besen oder Ofengabeln zum Hexentanzplatz fliegen. All das hält er für Unsinn, Phantasie und Fabelwerk. Damit wischt er alles weg, was als gängige Anklage gegen Hexen erhoben wurde. Und obwohl ihm noch kaum wissenschaftliche Argumente zur Verfügung standen, schafft es Anton Praetorius, nur auf der Basis der Bibel, den Hexenwahn zu durchschauen und zu widerlegen.
Nur der Arzt Johann Weyer und der Professor Hermann Wilken hatten so etwas schon ein paar Jahre vor ihm gewagt. Die Philosophen der Aufklärung übten ihre Kritik an den Hexenprozessen erst hundert Jahre später, als die schlimmsten Wellen des Hexenwahns bereits vorüber waren. Anton Praetorius war ein früher und ein sehr radikaler Gegner der Hexenverfolgung. Sein Buch "Von Zauberey vnd Zauberern Gründlicher Bericht" hat viele andere ermutigt, gegen Hass und Angst anzugehen.
Anton Praetorius lebte von 1560 bis 1613. Am ehemaligen Pfarrhaus in Dittelsheim erinnert eine Gedenktafel an ihn und seinen mutigen Kampf gegen die Hexenverfolgung.
Wir lesen ein paar Seiten aus seiner Kritik an der Hexenverfolgung.
Praetorius schreibt auf Seite 57 seines Buches:
"Die erst Ursach, warum ich nicht glauben kann, dass die Hexen nachts
hinfahren oder wie die Vögel fliegen, ist ihre natürliche und
wesentliche Eigenschaft. Sie sind ja Menschen und haben schwere
Leiber, aber keine Flügel und Federn. Derowegen können sie von Natur
nicht fliegen oder in der Luft fahren ...
Zum andern kann sie auch keine Salbe oder Schmiere fliegendt machen,
denn die Salbe fliegt selbst nicht, auch nicht das Geschirr, in
dem die Salbe aufbewahrt wird. So fliegen also auch die Leute
nicht, die sich damit anstreichen.
Wiewohl solches etliche Leute, auch große Hexen, versucht haben,
und an den Hexen wurde gesehen, dass sie auch nach dem Schmieren
sitzen geblieben, eingeschlafen und Phantasie getrieben und als
sie erwacht, selbst gemeinet und gesaget, sie seien hingewesen.
Zum dritten widerstehet dem Hinfahren die Größe ihres Leibes und
der geringe Raum dadurch sie vermeinet aufzufahren. Denn man sagt,
sie ziehen zum Schornstein oder durch enge Löcher hinaus. Können
sie wohl in den Schornstein kommen, warum geben sie andern (den Schornsteinfegern)
zu Fegen Geld, das sie oft entlehnen müssen?
Zum Vierten werden sie auch mit Augen gesehen, mit
Ohren gehört, mit Händen gegriffen, daheim in ihrem Haus,
Bett oder Tisch, eben in dem Augenblick, in dem sie angeblich
anderswo gewesen sein sollten. Sie haben aber nur einen Leib
und der kann nicht mehr als an einem Ort auf einmal sein.
Ist derhalben Fabelwerk alles, was man saget von
ihrem Schmierfahren insgemein."
Anton Praetorius scheint Berichte zu kennen, dass "große Hexen" nach dem Eincremen mit "Flugsalbe" meinten und sagten, sie seien auf Hexenflug gewesen, während Beobachter*innen mit Augen, Ohren und Händen feststellten, dass sie sich körperlich zuhause im Bett oder am Tisch befanden. Der Hexenflug geschah also in der Form: "eingeschlafen und Phantasie getrieben". Damit bestätigt Anton Praetorius die Einschätzung des Canon Episcopi: Hexenflug und Hexensabbat geschehen nicht körperlich, sondern sind eine Illusion, genauer gesagt eine Halluzination.
Der nächste Auszug steht auf den Seiten 80 und 81:
"Nun ist aber die Frage, ob die Hexen Winde, Wolken, Regen, Schnee,
Donner, Blitz, Reif, Frost, Raupen, Käfer und ander Ungeziefer,
Unfruchtbarkeit und Teuerung, zeitlich oder unzeitlich Wetter
zuwege bringen können? Wie die Leute wähnen, wenn etwas seltsames mit
unterläuft ... ich antworte auf alles und jedes mit nein, nein, nein!
Und bekräftige solche Antwort mit folgenden Gründen: Gott spricht zu Hiob:
«Kannst du die Blitze loslassen, dass sie hinfahren und zu dir
sprechen 'Hier sind wir' ?» als wollt er sagen:
«Du kannst es nicht!» ...
Und abermals: «Gott ist groß ... der den
Himmel mit Wolken bedeckt und gibt Regen auf Erden. Er gibt Schnee,
er streut Reiff, er wirft seine Schlossen. Er gebietet, so wird's geschaffen ...»
In diesen Sprüchen merke wohl, dass Gott Donner, Blitz, Regen, Wind, Reif, Schnee,
Schlossen und Hagel erwecket, ausschickt, ordnet, wie sie gehen sollen
und befiehlt, was sie ausrichten sollen. Aus welchem unwidersprechlich
folget, dass es nicht der Teufel tut oder tun kann. Er kann nicht
Wetter machen, er kann sie nicht anderswohin wenden, als Gott sie
verordnet hat, sonst müsste er stärker sein als Gott. So könnens
auch ja die Hexen und Zauberer nicht. Denn sie wissen vom Donner
und Ungewitter nicht, bis dass sie es hören und kommen sehen.
Sie erschrecken davor nicht weniger als andere Menschen,
Kinder und Rinder. Das Wetter schlägt auch sie, ihre Häuser,
ihre Äcker. Daraus ist offenbar, dass sie es weder machen noch
lenken und wenden können nach ihrem Willen.
Ja Gewittern und Donnern ist ein Stück der Herrlichkeit und Ehre Gottes
(Psalm 29,3). Nun will er ja seine Ehre keinem andern geben,
noch mit den Götzen und tausendmal weniger mit dem Teufel und Zauberern teilen
(Jesaja 42,8 und 48,11). Darum: Die solche Dinge dem Teufel und den Hexen
zumessen, versündigen sich an der göttlichen Majestät."
Darum geht es bei Praetorius auf den Seiten 64, 65 und 66:
"An ihnen selbst (meinet der gemeine Mann) können sie sich verwandeln in Wölf, Hasen, Raben, Esel, Säue, Geißböcke, Katzen, Hunde und dergleichen Tier. Deren Exempel Joan.Bodinus de Magorum daemonomania l.2.c.6. dass Weiber zu Katzen, Katzen zu Weibern, wie auch Männer zu Wölfen und wiederum Wölfe zu Männern geworden sein sollen viel aus Herodot, Homer, Vergil, Ovid und Malleo Maleficarum erzählet. ..."
Praetorius verweist hier auf die vielen Geschichten von Tierwandlungen bei antiken Schriftstellern wie Herodot, Homer, Vergil und Ovid und auch auf den alten Hexenhammer (Malleo Maleficarum), das schlimmste Buch der Hexenverfolgung. Besonders aber bezieht er sich auf Joan Bodinus (=Jean Bodin) und dessen Buch "De Magorum Daemonomania". Jean Bodin galt einerseits als ein gebildeter Staatstheoretiker und andererseits als ein finsterer Hexenverfolger. Sein Buch war das zu Praetorius' Zeit wohl wissenschaftlichste Buch der Hexenverfolger. Anton Praetorius zeigt damit, dass er auf dem aktuellen Stand der Diskussion ist und er attackiert den Gegner an beiden Enden: Den Ältesten und den Jüngsten der Hexenhasser-Meute.
Was nun das erste belangen tut, dass nämlich sie sich in andere Tier
verwandeln können, frage ich, warum sie nur in so schlimme, verächtliche
und zum Teil abscheuliche Tier sich verwandeln und nicht auch in schöne Lämmer, Tauben, Gänse ...
Darauf antwortet einer: Dieser Tiere Gestalt nehmen sie nicht an,
darum dass etliche zu heilig und ihnen derer Gestalten anzunehmen
nicht gestattet werde. Etliche seien zu dumm und vergesslich ...
Zu heilig soll sein die Taube, weil in ihrer Gestalt
der Heilig Geist erschienen. Und das Lamm weil Gottes Sohn
ein Lamm genennet wird. Zu dumm und vergesslich ist eine Gans ...
Ha Ha He, hätte schier gelacht der schönen Anwort.
Mich wundert aber, dass du nicht sagest, die Hexen seien
keine wahren Menschen mehr und dessen auch nicht wert,
weil Gottes Sohn selbst wahrer Mensch geworden.
Praetorius meint, wenn die Hexen sich nicht in geheiligte Tiere wie Lamm und Taube verwandeln dürfen, dann dürften sie auch keine Menschengestalt haben, weil die menschliche Gestalt durch die Menschwerdung Gottes in Christus mindestens genauso geheiligt ist wie Lamm und Taube. Wenn Gott den Hexen verwehrt, die Gestalten von Taube und Lamm anzunehmen, dann hätte er ihnen noch viel mehr verwehren müssen, als Menschen zu existieren. Die Begründung der Hexenverfolger, warum die eine Verwandlung möglich sei, die andere aber nicht, taugt also nichts.
Ist darum die Taube so heilig, dass ihre Gestalt keine Hexe annehmen darf, weil der Heilige Geist in solcher Gestalt (merke wohl, nicht in einer rechten Taube, sondern nur in solcher Gestalt) einmal ist erschienen, was sagst du dann vom Esel? Hat nicht Gott den Esel in viel wegen hoch geehrt? Hat er nicht dem Esel noch vor dem Propheten seinen Engel zu sehen gegeben? Hat er nicht am Esel ein großes Wunderwerk getan da er ihm menschliche Sprache gegeben? Ist nicht der Engel Gottes selbst ein Patron und Fürsprecher des Esels oder der Eselin gewesen?
Praetorius meint, dass der Esel genauso gut und heilig sei
wie die Taube oder das Lamm. Er argumentiert hier mit der
Geschichte von Bileams Eselin, einer wunderschönen Fabel aus der Bibel.
Der Prophet Bileam auf seinem falschen Weg sieht nicht, dass
sich der Engel Gottes mit gezogenen Schwert ihm in den Weg
stellt. Das Reittier des Propheten, nämlich die Eselin, sieht besser
als der Prophet und rettet ihm das Leben, indem sie vom Weg abgeht.
Bileam erkennt immer noch nichts, sondern schimpft und schlägt die Eselin.
Da tut Gott der Eselin das Maul auf. Das Reittier spricht und beschwert
sich beim Reiter über die ungerechte Strafe. Jetzt erst sieht Bileam
den Engel und erschrickt über seinen Irrtum.
Es ist übrigens dieselbe Geschichte, auf die Luther sich bezieht, als er über sich selbst
den Witz macht "Gott hat es schon einmal gefallen, durch den Mund eines Esels zu reden.
Vielleicht wird er es wieder tun."
Balak aber, der Sohn Zippors, war zu der
Zeit König der Moabiter. 5 Und er sandte Boten aus zu Bileam, dem Sohn Beors, nach Petor, das am
Euphrat liegt, ins Land der Kinder seines Volks, um ihn herbeizurufen, und ließ ihm sagen: Siehe,
es ist ein Volk aus Ägypten gezogen, das bedeckt das ganze Land und lagert mir gegenüber. 6 So komm
nun und verfluche mir das Volk, denn es ist mir zu mächtig; vielleicht kann ich's dann schlagen und
aus dem Lande vertreiben; denn ich weiß: Wen du segnest, der ist gesegnet, und wen du verfluchst,
der ist verflucht. 7 Und die Ältesten der Moabiter gingen hin mit den Ältesten der Midianiter und hatten
Lose zum Wahrsagen in ihren Händen und kamen zu Bileam und sagten ihm die Worte Balaks. 8 Und er sprach
zu ihnen: Bleibt hier über Nacht, so will ich euch antworten, wie mir's der HERR sagen wird.
Da blieben die Fürsten der Moabiter bei Bileam. 9 Und Gott kam zu Bileam und sprach: Wer sind die
Leute, die bei dir sind? 10 Bileam sprach zu Gott: Balak, der Sohn Zippors, der König der Moabiter,
hat zu mir gesandt: 11 Siehe, ein Volk ist aus Ägypten gezogen und bedeckt das ganze Land. So komm nun
und verfluche es; vielleicht kann ich dann mit ihm kämpfen und es vertreiben. 12 Gott aber sprach zu Bileam:
Geh nicht mit ihnen, verfluche das Volk auch nicht; denn es ist gesegnet. 13 Da stand Bileam am Morgen
auf und sprach zu den Fürsten Balaks: Geht hin in euer Land; denn der HERR will's nicht gestatten, dass
ich mit euch ziehe. 14 Und die Fürsten der Moabiter machten sich auf, kamen zu Balak und sprachen:
Bileam weigert sich, mit uns zu ziehen. 15 Da sandte Balak noch mehr und noch mächtigere Fürsten,
als jene waren. 16 Als die zu Bileam kamen, sprachen sie zu ihm: So lässt dir sagen Balak, der Sohn
Zippors: Wehre dich doch nicht dagegen, zu mir zu ziehen; 17 denn ich will dich hoch ehren, und was
du mir sagst, das will ich tun; komm doch und verfluche mir dies Volk. 18 Bileam antwortete und
sprach zu den Knechten Balaks: Wenn mir Balak sein Haus voll Silber und Gold gäbe, so könnte ich
doch nicht übertreten das Wort des HERRN, meines Gottes, weder im Kleinen noch im Großen. 19 So bleibt
auch ihr nun hier diese Nacht, dass ich erfahre, was der HERR weiter mit mir reden wird. 20 Da kam
Gott in der Nacht zu Bileam und sprach zu ihm: Sind die Männer gekommen, dich zu rufen, so mach dich
auf und zieh mit ihnen; doch nur was ich dir sagen werde, sollst du tun. 21 Da stand Bileam am Morgen
auf und sattelte seine Eselin und zog mit den Fürsten der Moabiter. 22 Aber der Zorn Gottes entbrannte
darüber, dass er hinzog. Und der Engel des HERRN trat in den Weg, um ihm zu widerstehen. Er aber ritt
auf seiner Eselin, und zwei Knechte waren mit ihm. 23 Und die Eselin sah den Engel des HERRN auf dem
Wege stehen mit einem bloßen Schwert in seiner Hand. Und die Eselin wich vom Weg ab und ging auf dem
Felde; Bileam aber schlug sie, um sie wieder auf den Weg zu bringen. 24 Da trat der Engel des HERRN auf
den Pfad zwischen den Weinbergen, wo auf beiden Seiten Mauern waren. 25 Und als die Eselin den Engel
des HERRN sah, drängte sie sich an die Mauer und klemmte Bileam den Fuß ein an der Mauer, und er schlug
sie noch mehr. 26 Da ging der Engel des HERRN weiter und trat an eine enge Stelle, wo kein Platz mehr
war auszuweichen, weder zur Rechten noch zur Linken. 27 Und als die Eselin den Engel des HERRN sah,
fiel sie auf die Knie unter Bileam. Da entbrannte der Zorn Bileams, und er schlug die Eselin mit
dem Stecken. 28 Da tat der HERR der Eselin den Mund auf, und sie sprach zu Bileam: Was hab ich dir
getan, dass du mich nun dreimal geschlagen hast? 29 Bileam sprach zur Eselin: Weil du Mutwillen mit
mir treibst! Ach dass ich jetzt ein Schwert in der Hand hätte, ich wollte dich töten! 30 Die Eselin
sprach zu Bileam: Bin ich nicht deine Eselin, auf der du geritten bist von jeher bis auf diesen Tag?
War es je meine Art, es so mit dir zu treiben? Er sprach: Nein. 31 Da öffnete der HERR dem Bileam
die Augen, dass er den Engel des HERRN auf dem Wege stehen sah mit einem bloßen Schwert in seiner Hand,
und er neigte sich und fiel nieder auf sein Angesicht. 32 Und der Engel des HERRN sprach zu ihm:
Warum hast du deine Eselin nun dreimal geschlagen? Siehe, ich habe mich aufgemacht, um dir zu
widerstehen; denn der Weg vor mir führt ins Verderben. 33 Und die Eselin hat mich gesehen und ist
mir dreimal ausgewichen. Wäre sie mir nicht ausgewichen, wollte ich dich jetzt töten, die Eselin
aber am Leben lassen. 34 Da sprach Bileam zu dem Engel des HERRN: Ich habe gesündigt; ich hab's ja
nicht gewusst, dass du mir entgegenstandest auf dem Wege. Und nun, wenn dir's nicht gefällt, will ich
wieder umkehren. 35 Der Engel des HERRN sprach zu ihm: Zieh hin mit den Männern, aber nichts anderes,
als was ich zu dir sagen werde, sollst du reden. So zog Bileam mit den Fürsten Balaks.
Viertes Buch Mose, Kapitel 22, Verse 4b bis 35. Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © Deutsche
Bibelgesellschaft, Stuttgart.
"Rühmt nicht Gott selbst den Esel, dass er verständiger sei
und sich besser halte als all sein Volk, das er doch täglich
durch die Propheten lehren ließ? Hat nicht der Sohn Gottes selbst
den Esel vor allen andern Tieren erwählet und gebraucht zu
seinem königlichen Einritt zu Jerusalem?
Und was möcht unter den Vögeln höher gerühmet werden nach der
Schrift, als eben die Raben, welche Gott selbst als seine Boten
gebraucht, dass sie den Propheten Elia speisten?
Von denen auch David sagt, dass sie den Herrn anrufen....
Aber alle Geschöpfe Gottes sind sehr gut, wenn man sie nur zum
Guten gebraucht und es ist der Missbrauch an allem bös und zu strafen."
Und es sprach Elia, der Tischbiter, aus Tischbe
in Gilead zu Ahab: So wahr der HERR, der Gott Israels, lebt, vor dem ich stehe: Es soll
diese Jahre weder Tau noch Regen kommen, ich sage es denn. Da kam das Wort des HERRN zu
ihm: Geh weg von hier und wende dich nach Osten und verbirg dich am Bach Krit, der zum
Jordan fließt. Und du sollst aus dem Bach trinken, und ich habe den Raben geboten, dass
sie dich dort versorgen sollen. Er aber ging hin und tat nach dem Wort des HERRN und
setzte sich nieder am Bach Krit, der zum Jordan fließt. Und die Raben brachten ihm
Brot und Fleisch des Morgens und des Abends, und er trank aus dem Bach.
Erstes Buch der Könige, Kapitel 17. Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert
2017, © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.
Die ganze Argumentation mit den Tieren soll zeigen, dass die unheimlichen Verdächtigungen, die von den Hexenjägern mit manchen Tierarten verbunden werden, nicht biblisch sind. Was von den Hexentheoretikern als "böses", hexenhaftes Zaubertier angesehen wird (Katze, Rabe, Esel, Geißbock usw.), ist in der Bibel gutes Geschöpf Gottes, das manchmal sogar "heilige", religiöse Bedeutungen bekommen kann. Praetorius schafft mithilfe der biblischen Geschichten Vertrauen in die natürliche Schöpfung Gottes und macht sich regelrecht lustig über die bedrohliche und unheimliche Stimmung, die von den Hexenjägern erzeugt wird.
Bileam's Eselin, Bild von Gina
Bileam's Eselin, Bild von Emma
Bileam's Eselin, Bild von Anni
Bileam's Eselin und Elia's Raben, Bild von Keanu
Weiter zu: Luther's Wirkung für die Freiheit