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Küstermann



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Vielfalt der Religionen und ihr Bezug zur Freiheit

Viele Menschen in Europa meinen, Freiheit bestünde darin frei von Religion zu sein, je religionsloser, desto freier. Dies als Irrtum aufzudecken ist das erste Ziel der folgenden Arbeit. Es war eine Illussion, die Religionen würden mit der Zeit verschwinden. Die globale Bewahrung und Erweiterung der Freiheit geht nicht gegen die Religionen, sondern nur mit ihnen.

Grundsätzlich gleicht jede Religion einem Ozean, von dem auch die besten ihrer Gelehrten, mit den Booten ihrer Gelehrsamkeit immer nur einen Teil befahren haben. Mit der Beurteilung einer Religion in positiver oder negativer Weise ist deshalb immer ein Stück Überheblichkeit verbunden. Alle Beobachtungen zu, Theorien über und Kritiken an Religionen sind bruchstückhaft und vorläufig. Dies nur als Mahnung zu Vorsicht und Bescheidenheit.

Dennoch kommen wir nicht darum herum, das für die Menschen so wichtige Feld der Religionen zu untersuchen, zu beobachten und Theorien darüber zu bilden. Als Material benötigen wir zum einen die Länderliste zur Religionsverteilung und zum anderen die Rangliste der Pressefreiheit. Hilfreich für einen ersten Überblick sind die beiden Weltkarten, eine zur Verbreitung der Religionen, die andere zum Press-Freedom-Index.

Beide-Weltkarten_Press-Freedom-Index_und_Religionsverteilung-Wikipedia-2021

Als Überblick über die Vielfalt der Religionen und Konfessionen ist es sinnvoll (wie die Weltkarte der Religionsverbreitung aus Wikipedia dies tut), einige Gruppen zusammenzufassen.

Varianten des Christentums

Im Christentum sind es drei Hauptströmungen: Katholisch (etwa 1,3 Milliarden), protestantisch (etwa 0,9 Milliarden) und orthodox (etwa 0,3 bis 0,4 Milliarden). Alle Orthodoxen sind in derselben Farbe markiert, egal ob es sich um griechisch-orthodoxe, altorientalische, armenische oder russisch-orthodoxe und so weiter handelt. Die katholische Kirche ist weitaus einheitlicher, aber auch da gibt es neben der römisch-katholischen Kirche ein paar weitere, die als katholisch zusammengefasst werden können. Am unübersichtlichsten ist die Lage bei den protestantischen Kirchen. Hier ist die Diversifikation in unterschiedliche Kirchen am stärksten ausgeprägt. Da gibt es Anglikaner und Methodisten, Lutheraner, Mennoniten und Baptisten, Mormonen, Zeugen Jehovas, Pfingstkirchen und viele andere. Manche in Deutschland relativ unbekannte Kirche wie zum Beispiel die Siebenten-Tags-Adventisten, haben weltweit gesehen beachtliche 30 Millionen Mitglieder. In verschiedenen Ländern gibt es unterschiedliche Namen wie "Presbyterianer", "Congregationalisten" usw.. Bei manchen Gruppierungen ist theologisch vielleicht sogar umstritten, ob es sich um christliche Kirchen handelt, aber religionssoziologisch wird der Begriff "protestantisch" weiter gefasst als in den Theologien. Es ist am einfachsten, alle Kirchen, die weder orthodox noch katholisch sind, unter den Begriff protestantisch zu subsumieren.

Varianten des Islam

Im Islam sind die beiden größten Richtungen die sunnitische und die schiitische, es gibt aber auch einige weitere.

Varianten des Judentums

Das Judentum ist als eine zahlenmäßig zwar vergleichsweise kleine Weltreligion doch in sehr vielen Ländern vertreten und spielt religionsgeschichtlich eine Schlüsselrolle für die Entstehung der beiden größten Weltreligionen Christentum und Islam.

Varianten des Hinduismus

Der Hinduismus ist ein vielgestaltiger Religionskomplex mit vielen Variationen.

Varianten des Buddhismus

Im Buddhismus sind Theravada, Mahayana und Vajrayana die Hauptströmungen.

Ist Konfuzianismus eine Religion?

Der Konfuzianismus versteht sich selbst nicht als Religion, sondern als eine Moral- und Gesellschaftslehre, deshalb ordnen sich viele seiner Anhänger nicht unter einer Religionsbezeichnung ein. Es kann also passieren, dass unter dem Label "religionslos" auch Konfuzianer mitgezählt werden.

Indigene Religionen und die Vielfalt der Bezeichnungen

Mit dem Begriff "indigen" werden behelfsweise viele regionale Religionen zusammengefasst, die früher vielleicht als "Naturreligion", "Stammesreligion", "Ahnenverehrung" oder ähnliches bezeichnet worden wären. "Ethnische Religion" ist eine andere Bezeichnung dieser Art. Auch etliche weitere Begriffe kommen vor. Wo diese Religionen sich mit Weltreligionen mischen, ist manchmal von "synkretistischen Religionen" die Rede, wobei umstritten ist, ob diese Bezeichnung als abwertend verstanden werden könnte und deshalb zu meiden sei.

Religionslose und die Vielfalt hinter dieser Bezeichnung

Das Feld der in den Statistiken als religionslos oder konfessionslos Bezeichneten ist noch vielfältiger. Es können darunter die Angehörige von nicht-religiösen Weltanschaungsgemeinschaften gefasst sein, und/oder bewusste Atheisten. Es können aber auch Menschen sein, die einer nicht organisierte Art von Glauben anhängen oder die sich zur Frage Religionszugehörigkeit nicht äußern wollten. In manchen Statistiken gibt es Begriffe wie "Freisinnige" oder "Agnostiker", bei denen oft unklar ist, ob ihnen diese Bezeichnungen von anderen auferlegt wurden, oder ob sich die Menschen individuell selbst so nennen, oder ob damit vielleicht sogar eine Organisation gemeint ist. Im Bewusstsein dieser Vielfalt sollte diese Kategorie sehr vorsichtig gebraucht und nicht mit Vorstellungen gefüllt werden, die in einem Land vielleicht zutreffen, im anderen aber falsch sind.


Wir erarbeiten uns einen Überblick

Erstmal nur in fünf Farben

Für den hier bearbeiteten Bezug der Religionen auf den Press-Freedom-Index benutzen wir stark vereinfachend nur fünf "Farben", nämlich katholisch (lila), protestantisch (blau), orthodox (gelb), religionslos (braun) und gemischt (grün). Dagegen müssten für die Bearbeitung der ganzen Länderliste der Religionen je nach gewünschter Differenzierung mindestens eine weitere Handvoll oder eher einige Dutzend "Farben" verwendet werden.

Erstmal nur das obere Fünftel, also die 20 Prozent mit der besten Freiheit

Wir bearbeiten das obere Fünftel, also die ersten 36 Länder des Press Freedom Index indem wir für jedes Land die Religionsverteilung heraussuchen. Wenn eine der vier Farben die absolute Mehrheit hat, bezeichnen wir das Land im Press-Freedom-Index mit dieser Farbe und notieren dahinter die Prozentzahl des entsprechenden Bevölkerungsanteils. Bei manchen Ländern muss man rechnen, also mehrere gesondert genannte Gruppen zusammen zählen. Wenn es in einem Land keine klare Mehrheit gibt, bezeichnen wir das Land als "gemischt" und notieren die Prozentzahlen der beiden stärksten Fraktionen. Mit diesen Vereinfachungsschritten erhalten wir einen Überblick und können dann hoffentlich sehen, ob die Verteilung der Religionen im Press Freedom Index eher zufällig ist, oder ob es einen Zusammenhang zwischen Freiheit und Religion gibt. Ziel müsste sein, alle Religionen zur Wahrnehmung freiheitsfördernder Elemente anzuleiten. Wer diesen Vergleich zur Polemik gegen irgendeine Religion missbraucht, hat weder von der Religion noch von der Freiheit etwas verstanden.

Druckversion dieses Abschnittes: 06 Vielfalt der Religionen und ihr Bezug zur Freiheit
Druckversion der Religionsverteilung als Länderliste: 05 Religionsverteilung Laenderliste alphabetisch 2021