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Küstermann




Schriftzug Kirche

Das aufgefächerte Felder-Schema in Druckversion

Die Text-Sammlung in Druckversion

Schema von Spannungsfeldern

Texte zur Einordnung in die Spannungsfelder

Die folgenden Texte stammen aus unterschiedlichsten Zeiten und Zusammenhängen und sie äußern unterschiedliche Meinungen, lassen sich aber einordnen in die genannten Spannungsfelder (siehe Blatt-02).

Wer schon mit Menschen anderer Religionen über religiöse Fragen gesprochen hat, wird bei sich selbst die unterschiedlichsten Gefühle erlebt haben: überraschende Nähe, Schmerz über bleibende Gräben und auch Ärger über vorurteilsbehaftete Bilder der eigenen Religion beim Partner. Im Dialog der Religionen begegnen sich nicht einfach Religionen und Kulturen, sondern höchst unterschiedliche Menschen. Sie bringen ihre Lebensgeschichte ein. Weil es sich beim Glauben um eine "Bewegung des Herzens" handelt, spricht im Dialog immer auch das Herz mit - und das ist gut so! Die Position eines neutralen "dritten Ortes" gibt es nicht. Über Religion kann ich ab einem gewissen Punkt nur "aus Religion" reden, das heißt erzählend und bekennend.
Michael Nüchtern

Es ist unumgänglich, dass eine jüdische oder eine christliche Theologie mit dem Projekt der Postmoderne in Konflikt geraten muss. Ich nenne ... einige Punkte, in denen mir ein Entweder-Oder unumgänglich scheint ... Die Postmoderne hat diesen Entgegensetzungen von Leben und Tod, Gott und Götzen, Gut und Böse, Liebe und Sünde abgeschworen.
Dorothee Sölle

Mögen diejenigen, die vorher gewöhnt waren, in privater Fehde verbrecherisch gegen Gläubige zu kämpfen, sich mit den Ungläubigen schlagen und zu einem siegreichen Ende den Krieg führen, der schon längst hätte begonnen sein sollen; mögen diejenigen, die bis jetzt Räuber waren, Soldaten werden. . .; mögen diejenigen, die sonst Söldlinge waren um schnöden Lohn, jetzt die ewige Belohnung gewinnen; mögen diejenigen, die ihre Kräfte erschöpft haben zum Schaden ihres Körpers wie ihrer Seele, jetzt sich anstrengen für eine doppelte Belohnung. Was soll ich noch hinzufügen? Auf der einen Seite werden die Elenden sein, auf der andern die wahrhaft Reichen; hier die Feinde Gottes, dort Seine Freunde.
Konzil von Clermont, Aufruf zum Kreuzzug

Ich finde es .... sehr wichtig, Islamunterricht im Rahmen der Lehrpläne und unter Aufsicht der Oberschulämter einzuführen. Viele Muslime sprechen als Muttersprache deutsch und wollen den Islam kennen lernen. Das geht nur über einen Unterricht. Es wäre ein großer Schritt in die richtige Richtung. Natürlich muss man sich dann auch überlegen, ob an den entsprechenden Hochschulen nicht auch die entsprechende Lehrerausbildung angeboten werden soll.
Mohammed Hossein Fatimi

Die Kirche feiert ihre Entstehung an Pfingsten. Von dem, was an dem ersten Pfingstfest nach dem Tod Jesu in Jerusalem geschah, wird in der Apostelgeschichte, Kapitel 2 berichtet. Die kleine Christenschar hatte sich an diesem jüdischen Erntefest sieben Wochen nach Ostern in einem Haus in Jerusalem versammelt. Dabei wurden "alle mit dem heiligen Geist erfüllt", und "Zungen, wie von Feuer, die sich verteilten und sich auf jeden von ihnen setzten", erschienen ihnen. Und die versammelten fingen an, "in anderen Sprachen zu sprechen".
Christof Warnke

Inmitten einer bis zur Sinnlosigkeit aufgeklärten Welt verspricht das Kultische zugleich Ordnung und Faszination. Die Wiederkehr von Kulten und Ritualen kann man nur verstehen, wenn man ihre Funktion als "Heilmittel" gegen das Chaos, gegen die Regellosigkeit und Unübersichtlichkeit unserer Welt begreift.
Norbert Bolz

Ora et Labora. Müßiggang ist ein Feind der Seele (Otiositas inimica est animae); deshalb müssen sich die Brüder zu bestimmten Zeiten mit Handarbeit (Labor manuum) und wiederum zu festgesetzten Stunden mit heiliger Lesung (Lectio divina) beschäftigen. Wir halten es daher für richtig, beides durch folgende Bestimmung zeitlich zu regeln: Von Ostern an bis zu den Kalenden des Oktober verrichten sie in der Frühe von der Beendigung der ersten bis ungefähr zur vierten Stunde die notwendigen Arbeiten. Von der vierten bis zu der Stunde, in der sie die Sext (das Mittagsgebet) halten, sollen sie der Lesung obliegen. Erheben sie sich aber nach der sechsten Stunde vom Tisch, so sollen sie auf ihren Betten in völligem Schweigen ausruhen oder, falls einer lesen möchte, so für sich allein lesen, daß er keinen anderen stört. Die Non werde etwas früher gehalten, während der achten Stunde, und (dann) verrichten sie wiederum, was an Arbeit anliegt, bis zur Vesper. Verlangen es die örtlichen Umstände (necessitas loci) oder die Armut (des Klosters), daß sie mit eigener Hand die Feldfrüchte einbringen, so sollen sie sich deshalb nicht betrüben; sind sie doch erst dann wahrhaft Mönche (monachi), wenn sie von ihrer Hände Arbeit leben, so wie unsere (monastischen) Väter und die Apostel (vgl. 1 Kor 4,12; Act 18,3); doch soll der Kleinmütigen (pusillanimes) wegen alles mit Maßen geschehen.
Benedict von Nursia, Regel für die Klöster

Das entspricht einfach nicht mehr dem Zeitgeist. Du kannst heutzutage nicht mehr Gregorianische Gesänge hören aus irgendeiner Klostergruft, wenn im Radio lebenslustige Popmusik läuft. Wer interessiert sich denn für einen in Kamelhaar gekleideten Bußprediger der asketisch in der Wildnis lebt, wenn im Supermarkt das geile Leben lockt.

Schon im 5.Jahrhundert hatten sich die auf das Gebiet des zerfallenden römischen Reiches übertretenden ostgermanischen Stämme dem Christentum angeschlossen. .... Der eigentlich entscheidende Vorgang war der Übergang der Westgermanen zur katholischen Kirche. Dieser Prozess begann ca. 500 n.Chr. mit der Bekehrung der Franken unter Chlodovech und führte im Abendland völlig neue Verhältnisse herauf.
Karl Heussi

Die christlichen Lehren sind beinahe ohne Alltagsrelevanz, Tendenz fallend, d.h. alles, was im Glaubensbekenntnis erhalten ist - Offenbarung, Gnade, die ganzen zentralen christlichen Bekenntnisse - ist heute mehr und mehr ohne Bedeutung im Alltag, "ein System bloßer Rhetorik, das von niemandem mehr ernstgenommen wird"
Heiner Barz

Die Wiederkehr der Religionen ist eine Wiederkehr der Fanatismen. Voller Wut über ihre eigene Machtlosigkeit und über die Undurchschaubarkeit der Welt, stürzen sich die Menschen in Sekten und Fundamentalismen. Eine Gesellschaft, die keine vernünftigen Lebensmöglichkeiten bietet, bekommt unvernünftige Religionen.



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