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Religion-seit-dem-Neolithikum

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Teil 5 / Der Traditionsstrom der neolithischen Göttin gezeigt an einem Beispiel ihrer Körpersprache /  Dieser Artikel wurde veröffentlicht am 2019okt06

Die Brust-Reicherin, Teil II, Baumgöttinnen und Demeter

Von den Tonfigürchen und Marmorstatuetten zu ihrer Bedeutung

Baumgöttin auf einer Wandmalerei im Grabe von Tutmosis III

Sehen Sie die Brust? Und sehen Sie die Hand, die diese Brust aus dem Baum dem Menschen reicht? Hier ist die brustreichende Göttin spezifiziert in die Gestalt eines Baumes. Ob es ein Oliven-, ein Feigen- oder ein Maulbeerbaum ist, kann ich nicht erkennen. Das "Menschenkind", das da von Mama Baum gesäugt wird, ist ein Erwachsener oder zumindest ein größeres, schon auf zwei Beinen stehendes Kind. Die Wandmalerei zeigt wohl wie der Pharao aufwuchs, gut genährt von der Göttin. In Ägypten gibt es viele Darstellungen von Baumgöttinnen, meistens in Gestalt einer Sykomore, also eines Maulbeerbaumes. Die Zuordnungen zu den Namen irgendwelcher Göttinnen sind wechselhaft. Es können also verschiedene Göttinnen in Baumgestalt auftreten. In den bildlichen Darstellungen ist es meistens ein weiblicher Oberkörper mit Kopf und Armen, der aus einer Baumkrone heraus ein Tablett mit Speisen und Getränken an die vor dem Baum wartenden Menschen reicht. Der untere Teil der menschenartigen Gestalt ist zugleich der Baumstamm. Manchmal sind es auch flüssige Strahlen, die von der Frau aus dem Baum heraus den Menschen in den Mund oder in die auffangenden Hände gespritzt werden.

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Baumgöttin reicht Speisen und Getränke, Malerei im Grab von Senneddjem, Photo von Kristicak, Lizenz:cc-by-sa

Die andersartige ägyptische Darstellung der Göttin in Baumgestalt hilft uns, die Bedeutung der brustreichenden Göttin auch in den anderen alten Kulturen zu verstehen. Die Empfänger der Mutterbrust sind auf den ägyptischen Malereien mit abgebildet und zwar als erwachsene Menschen. Beim Gesäugtwerden durch die Göttin, geht es nicht um Babynahrung, sondern um Nahrung überhaupt. "Die Göttin ernährt die Menschen". Das ist die erste Bedeutung der Brustreicherin. Und diese Bedeutung bezieht sich nicht nur auf fruchtbringende Bäume, sie wird uns nur in den ägyptischen Baumgöttinnen leichter sichtbar. Die "große Mama" ist auch der Ackerboden und im Zusammenhang damit auch die gesamte Lebenskraft, die den Menschen und den Tieren durch das Essen der Erdfrüchte zuströmt. "Mama Erde" ist die Lebenskraft der Pflanzen, die von der Göttin hervorgebracht werden. Und das verbindet die Ernährerin mit der Gebärerin. Mama Erde bringt Getreide und Fruchtbäume hervor, sie "gebiert" die Pflanzen und diese Kraft des Gebärens ist genauso am Wirken bei allen tierischen und menschlichen Geburten. Jede gebärende Frau ist quasi ein Zweig am großen Baum von Mama Erde. Etwa so könnte die große Göttin von den damaligen Menschen verstanden worden sein.

Die Archäologie, die Religionsgeschichte und die Kulturgeschichte haben mit unterschiedlichen Worten versucht, die große Göttin zu benennen: Als Muttergottheit, als Fruchtbarkeitsgöttin, als Erdgöttin usw., aber alle diese Begriffe sind wohl nicht umfassend genug, um die ganze Bedeutung auszudrücken, die die Göttin für die Menschen jener Zeiten hatte. Und diese Körperhaltung, dieser Traditionsstrom von Mama Erde als Brust-Reicherin ist zwar eine besonders häufig vorkommende Darstellung, aber bei weitem nicht die Einzige. Daneben gibt es noch viele andere Formen und Körperhaltungen, die zur Göttin gehören.

Vergleichen Sie die beiden Folgenden. Achten Sie nur auf die Körperhaltung. Beide sitzen auf dem Boden. Die links vom Tell Halaf ist eine Brust-Reicherin, aber rechts die Figur von Kösk Höyük hat eine andere Armhaltung. Spüren Sie das Trotzige, spüren Sie die stolze Verweigerung? Meine Fragen sind natürlich suggestiv.

Brust-Reicherin-14-Tel-Halaf-Syrien-WaltersArtMuseum-und-Koesk-Hoeyuek-NigdeMuseum-Foto-Dosseman-Wikimedia-cc-by-sa

Vergleich zweier neolithischer Figurinen:
Beide Frauengestalten hocken auf dem Boden, links eine Brust-Reicherin, Tell Halaf, und rechts eine andere Körperhaltung aus Kösk Höyük.
Photos: Links Walters Art Museum, rechts Nigde Museum, Dosseman @wikimedia

Ich weiß nicht sicher, ob hier wirklich eine Verweigerung ausgedrückt werden soll, aber zur Naturerfahrung der neolithischen Landwirtschaft haben bestimmt auch Missernten gezählt. Heute gibt's nichts! Die Kantine bleibt geschlossen! Mama Erde ist sauer, was haben wir bloß falsch gemacht? Sorry für meine flapsige Formulierung. Die Sorgen einer landwirtschaftlichen Gesellschaft sind natürlich sehr ernsthaft und sehr existenziell. Wenn der Regen ausbleibt vertrocknet alles. Wenn es ins geerntete Getreide hineinregnet, dann verfault alles. Wenn der falsche Zeitpunkt für die Saat gewählt wurde, reicht die Zeit nicht zum Ausreifen. Ackerbau ist eine spannende Sache und wenn es schief geht, dann kann schnell ein Hungerjahr die Folge sein. Und egal ob es gut geht oder schlecht, auf jeden Fall nehmen die neolithischen Menschen die Sache sehr persönlich. Im Unterschied zu uns modernen Menschen wird das Funktionieren oder Nichtfunktionieren nicht im Bild einer Maschine gedacht, sondern im Bild einer Person. Bei Mama Erde als dem persönlichen Gegenüber der menschlichen Gemeinschaft gibt es kein Lenkrad und keine Stellschrauben, an denen Du drehen könntest, um die Produktion zu steigern, sondern Mama Erde steckt voller Launen und Gefühle, so schien es den frühen Ackerbaukulturen.

Maschine oder Göttin, zwei Modelle von Natur

Machen wir uns den Unterschied zwischen unserem modernen Naturverständnis und dem jener frühen Ackerbaukulturen bewusst. Wenn ein Stück Natur analysiert werden soll, dann zieht der Laborant seine Gummihandschuhe an, damit nicht etwa eine Hautschuppe von seiner Hand ins Reagenzglas gerät. Und er setzt eine Atemmaske auf, damit kein Tröpfchen von seiner Atemluft den zu untersuchenden Stoff verunreinigt. Noch viel weniger dürfen die Gefühle des Laboranten irgendeine Rolle spielen für das Ergebnis der Analyse. Ob das untersuchende Subjekt gerade verliebt ist, oder wütend oder traurig, darf am untersuchten Objekt keinerlei Änderung bewirken. Die klassische Naturwissenschaft will das zu untersuchende Objekt ganz getrennt haben von allen subjektiven Eigenschaften des Untersuchenden. Alles was von Dir persönlich ist, alles Subjektive, muss herausgehalten werden, damit dann ein rein objektives Ergebnis herauskommt. Dieses strikte Objektivieren ist prägend für unser Naturverständnis.

In anderen Zeitaltern war das wohl anders. Die Natur wurde zwar genau beobachtet, aber unter Einbeziehung aller subjektiven Beobachtungskräfte. Gefühle und Körpererlebnisse des Menschen und alle mitspielenden Kräfte in der menschlichen Gemeinschaft wurden mithineingenommen in diese personifizierte Beziehung zu Mama Erde. Der Satz, Mama Erde sei sauer, bezog sich nicht auf den messbaren ph-Wert des Ackerbodens, sondern auf diese andere Art des Naturverstehens. Mit allen Sinnen und Gefühlen wurde versucht das Verhalten der Natur zu verstehen und zu beeinflussen.

Das Verstehen wurde ausgedrückt und weiterentwickelt nicht in chemischen Formeln, sondern in erzählbaren, nachfühlbaren Geschichten, den Mythen. Und das Beeinflussen von Mutter Natur geschah in Ritualen und Gebeten. Die Menschen redeten mit der Natur und versuchten ihre Antworten zu interpretieren. Da wird kein totes, willenloses Objekt untersucht, sondern Mitgefühl als Erkenntnisinstrument eingesetzt. Nennen wir diese andere Art des Umganges ein Sich-hinein-versetzen in die Naturvorgänge. Naturgeschehen und menschliche Gefühle werden ineinander projeziert, so würden wir das aus heutiger Perspektive mit einem kritischen Unterton beschreiben, was die Neolithiker höchstwahrscheinlich getan haben. Reizvoll wäre das Phantasiespiel, welche landwirtschaftlichen Entwicklungen sich ereignen könnten, wenn wir nicht festsäßen in unserer Maschinenkultur, sondern die Wahl hätten. Welches Modell von Natur - Maschine oder Göttin - würde wohl längerfristig den qualitativ höheren Umgang mit ihr hervorbringen?

Eine ganz andere Interpretation der Brust-Reicherin

Manche Wissenschaftler interpretieren die Figurinen völlig anders. Mit Natur und Fruchtbarkeit hätten die Brust-Reicherinnen gar nichts zu tun. Was da in den Tonfigürchen dargestellt wird, sei nichts weiter als ein Trauerritual. Bei Todesfällen im Dorf oder in der Verwandtschaft greifen die Klageweiber sich so an die Brust, um Schmerz und Trauer zum Ausdruck zu bringen. Diese Körperhaltung ist fester Bestandteil des Beerdigungsrituals und hat nichts mit Babynahrung zu tun. Schlagendster Beweis für diese These könnten wohl die Figurinen von männlichen Brust-Reichern sein.

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Tonfiguren von stehenden Männern mit den Händen auf der Brust. Petsophas, ca. 2000 bis 1425 v.Chr. Photo von Zde/Wikimedia. Lizenz: CC-BY-SA 4.0

Das vorsichtige Gegenargument, dass die Hände der Männer eher ein Sich-auf-die-Brust-Trommeln darstellen und nicht ein Brust-Reichen, könnte schwach aussehen. Die Unterschiede zwischen dem ernährenden Brust-Reichen und dem Trauerritual des sich auf die Brustschlagens erfordern vielleicht zuviel Sensibilität. Wer die Göttinnen-Theorie sowieso nicht mag, hat jetzt also eine bequeme Ausrede, um alle Brust-Reicherinnen in eine nüchterne Ecke zu stellen: Das sind nur Klageweiber in einem Bestattungsritual. Um nicht auf diese Ausrede hereinzufallen, sollten wir einen Mythos lesen, oder wenigstens ein paar Abschnitte daraus.

Der homerische Demeter-Hymnus

Der Demeter-Hymnus reicht bis in mykenische Zeiten zurück, niedergeschrieben wurde er vielleicht von Homer. Bitte Homer auf der zweiten Silbe betonen. Es ist nicht von Homer Simpson ist die Rede, sondern vom großen griechischen Dichter. Wir lesen ein paar Zeilen daraus:

"Scharf wie ein Stachel traf das Leid sie ins Herz.
Ihre lieben Hände zerfetzten den Schleier auf ihren ambrosischen Haaren.
Beide Schultern bedeckte sie sich mit dunkler Umhüllung.
Sie raste dahin über's Land und über's Wasser, wie die Vögel es können,
immer suchend."

Dieser Abschnitt zeigt die verzweifelte Mutter, auf der Suche nach ihrem Kind. Die Mutter Demeter hatte den Schrei ihrer Tochter Persephone gehört, konnte sie aber nirgends finden. Persephone war entführt worden. Es wird dann beschrieben, wie Demeter neun Tage lang weder isst noch badet, also jede Fürsorge für sich selbst verweigert, um sich ganz der Suche nach ihrem verschwundenen Kind zu widmen. Alles in diesem Abschnitt passt zum Trauerritus. Wenn wir nicht wüssten dass die beschriebene Demeter die große Göttin der Fruchtbarkeit ist, könnten wir es für ein ganz und gar menschliches Familiendrama halten. Aber wenige Zeilen später wird die verzweifelte Mutter angesprochen von Hekate, einer anderen Göttin:

"Demeter, du waltende Mutter des Jahres,
wer von den himmlischen Göttern
oder wer von den sterblichen Menschen
war es, der dir Persephone raubte?"

Hier ist Demeter genannt als Göttin des Jahreszyklus, also in ihrer offiziellen Funktion für Götter und Menschen. Der zerfetzte Schleier und die dunkle Umhüllung waren eben nicht nur die Beschreibung einer verzweifelten Menschenmutter, sondern es sind auch Metaphern für die Hässlichkeit der Erde, wenn sie im Vegetationszyklus gerade kein schönes, grünes und später goldenes Pflanzenkleid trägt. Und schon die Bezeichnung "Metapher" ist eine moderne Fehleinschätzung. Wir meinen unterscheiden zu können zwischen der bloß bildhaften Beschreibung und der direkten Benennung der Wirklichkeit. Das letztere sei wirklich, das andere sei "nur" metaphorisch. Machen wir uns diese Fehlunterscheidung bewusst: Soll das Leid der menschlichen Mutter nur eine Metapher sein für das Brachliegen der Natur? Oder soll umgekehrt der hässlichere Teil des Vegetationszyklus die Metapher sein für das wirkliche Leid einer Mutter, die ihre Kind verloren hat? Das Verhältnis von Wirklichkeit zu Metapher ist umkehrbar. Beides ist Wirklichkeit, und beides kann als Bild für das jeweils andere erscheinen. Es ist also nicht das eine "wirklich" und das andere "Bild", sondern beides ist beides. Der moderne Drang zur Objektivität hat sicher seine Berechtigung, aber die damit verbundene Abwertung andersartiger Beschreibungen als "nur im übertragenen Sinne", trifft nicht die Sache, sondern fällt zurück auf die Moderne als eine ihrer Denkbehinderungen. Zurück zum Mythos: Gänzlich auf der Seite der Naturbeschreibung kommt dann der Abschnitt des Hymnus an, in dem die Lösung des Konflikts beschrieben wird:

"Sie stürmte eilig hinab von der Höhe des Olymp,
erreichte die Landschaft Rharion, ein Fruchtland,
voll wie ein Euter an Nahrung, so war es früher einmal.
Jetzt aber war es kein Fruchtland, sondern faul lag es da, völlig entlaubt.
Es keimte kein weißes Korn, gemäß dem Willen Demeters,
der Göttin mit den reizenden Knöcheln.
Aber gleich sollte es wieder prangen von mannshohen Ähren!
Frühling wollte es werden.
Die fetten Ackerfurchen sollten strotzen von Ähren
und diese sich bündeln zu Garben.
Hernieder kam die Göttin von den wogenden Wolken.
Freundlich verlief die Wiederbegegnung, sie freuten sich herzlich."

Natürlich steckt der Abschnitt voller "Metaphern" im Sinne gegenseitiger Bebilderung: Der volle Euter einer Kuh entspricht dem prächtigen Getreideacker. Mmh, lecker, würden Bauer und Bäuerin sagen. Die reizenden Knöchel einer antropomorphen Göttin gleichen den Wachstumsknoten in den Getreidehalmen. Die Lust an der Natur und das Gefühl, reichlich mit Nahrung versorgt zu sein wogen beide oder sind sie eines durch die Verse dieser Dichtung.

Am Anfang stand die Entführung der Persephone durch den Gott des Todes. Nach der Ernte verschwindet die Fruchtbarkeitskraft sozusagen in der Unterwelt. Demeters verzweifelte Suche ist gleichzeitig die Jahreszeit der hässlichen Verödung der Erde. Nichts wächst mehr. Nach einiger Dramatik spricht dann der himmlische Clan-Chef Zeus das Urteil, dass Persephone ein Drittel des Jahres in der Unterwelt wohnen soll, aber die anderen zwei Drittel zu ihrer Mutter Demeter zurückkommen darf. Mit dieser Lösung sind dann alle zufrieden und Demeter lässt die Erde wieder grünen. Die Götter im Hymnus und die den Hymnus hörenden Menschen sind erfreut und erleichtert, dass die Erde wieder Halm und Frucht trägt. Demeter sei Dank! Es gibt wieder etwas zu essen.

Natürlich ist das die patriarchale Spätform des Mythos mit Zeus als autoritärem Oberpatriarchen, der die Anordnung zur Wiederfruchtbarmachung gibt, aber der Text zeigt doch deutlich dieses ineinander Projezieren von Naturvorgängen und menschlichen Gefühlen. Das Trauerritual für einen verstorbenen Menschen und die Fruchtbarkeitsfrage des Ackerbaus liegen für die Menschen der Ackerbaukulturen ganz dicht beieinander, sie fallen sogar fast zusammen. Die Belege für die Körperhaltung im Zusammenhang mit Trauerritualen passen sehr gut zusammen mit der Interpretation der Brust-Reicherin als Fruchtbarkeitsgöttin.

Kleiner Nachtrag

Wenn in den alten Kulturen Männer sich an die Brust schlagen, zielt das Trommeln ihrer Fäuste eher auf das Brustbein, weniger auf die Brustmuskeln. Die dadurch ausgelöste Erschütterung des Brustkastens verstärkt die Inbrunst. Die inbrünstigen Gefühle können Schmerz und Trauer sein, oder Wut und Empörung, oder Sehnsucht und Verlangen, oder Stolz und Befriedigung. Es geht also um ein breites Spektrum der Gefühlsaktivierung und ob diese Gefühle jetzt gerade einem Todesfall in der Familie gelten oder einem Kriegsaufruf, oder einem guten Ergebnis der Erntearbeit, ist nochmal eine andere Frage. Das Brusttrommeln löst eine Hormon-Ausschüttung der Tymusdrüse aus. Die eventuell auch ritualisierte Körperaktion zur Mobilisierung der Gefühle kann sehr unterschiedlichen gesellschaftlichen Funktionen dienen. Das Tonfigürchen eines Mannes der sich auf die Brust schlägt, sagt noch nichts über die Situation, in der er sich befindet. Und es sagt noch weniger über die Bedeutung der Frauenfigürchen. Eine anthropomorphe Figur entweder als einen Menschen oder als eine Gottheit interpretieren zu wollen, ist meistens eine nur für moderne Menschen sich stellende Alternative. In Kulturen deren Wirklichkeitsverständnis durch das Ineinander-Projezieren von menschlichen Gefühlen, Naturkräften und Gottheiten erzeugt wird, behindern moderne Unterscheidungen nur das Verstehen. Man müsste den Mythos lesen, in dem irgendeiner der Götter sich auf die Brust trommelt, um die Tonfigur zu verstehen.

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