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Küstermann


Klasse 8

Menue-Symbol 1. Luther im Kloster »» 2. Luthers Zeit »» 3.1 Instanzen der Rechtfertigung »» 3.2 Rechtfertigung »» 4. Luthers Entdeckung »» 5. Woraus besteht die Freiheit? »» 6. Brutalität »» 7. Was gilt vor Gott? »» 8. Bibel auf Deutsch »» 9.1 Luther und die Hexen / Teil 1 »» 9.2 Hexen / Teil 2 »» 10. Anton Praetorius gegen die Hexenverfolgung »» 11. Luthers Wirkung für die Freiheit »» 12. Luthers Wirkung für die Schule »» 13./14. Thomas Mann über Luther und die Demokratie »» 15. Luther und die Juden »»

Arbeitsblatt – Luther im Kloster

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Arbeitsauftrag auf Grundlage der folgenden Texte

A Wie wird in den folgenden Texten Luther‘s Verhalten im Augustinerorden beschrieben?

B Die Texte benennen besondere Schwierigkeiten Luthers im Kloster: Wie hat Luther diese erlebt?

C Wie erlebt Staupitz die Schwierigkeiten Luther‘s? Formuliere seine Sicht mit deinen Worten.

D Erfinde einen Dialog zwischen Luther und seinem Vater, den sie zehn später geführt haben könnten.

Der Widerstand des Vaters gegen den Eintritt ins Kloster

Als ich ein Mönch wurde, da wollte mein Vater toll werden. Er war ganz unzufrieden und wollte mir's nicht gestatten; gleichwohl wollte ich es mit seinem Wissen und Willen tun. Als ich's ihm schrieb, antwortete er mir schriftlich wieder und nannte mich ,Du'. Vorher redete er mich mit ,Ihr' an, weil ich Magister war; nun sagte er mir alle Gunst und väterlichen Willen ab. Da kam eine Pestilenz, so dass ihm zwei Söhne starben, und er erhielt Botschaft, ich sollte auch gestorben sein. Ich lebe aber noch, so lange Gott will. Danach hielten und trieben sie meinen Vater an, er sollte auch etwas Heiliges zu seiner Ehre opfern, dass ich in den heiligen Orden träte und ein Mönch würde. Der Vater hatte viel Bedenken, er wollte nicht, bis er überredet ward, und ergab sich endlich darein mit unwilligem, traurigem Willen. Er sprach: Es sei, gebe Gott, dass es wohl gerate, und gleichwohl willigte er nicht gerne ein von freiem und fröhlichem Herzen. Es fehlte an einem ganzen Willen.

Val. Bavarus, Rapsodiae ex ore D. M. Lutheri, 1549, B. II. 752.

Ein frommer Mönch

Es ist wahr, ich bin ein frommer Mönch gewesen und habe meinen Orden so streng gehalten, dass ich sagen darf: Ist je ein Mönch in den Himmel gekommen durch Möncherei, so wollte ich auch hineingekommen sein. Das werden mir alle meine Klostergesellen, die mich gekannt haben, bezeugen. Denn ich hätte mich, wenn es [noch] länger gewährt hätte, zu Tod gemartert mit Wachen, Beten, Lesen und anderer Arbeit.

Aus „Die kleine Antwort auf Herzog Georg nähestes Buch" (1533). WA 38,143,25 ff.

Staupitz hält Luthers Sündenangst für übertrieben

Als ich ein Mönch war, schrieb ich Doktor Staupitz oft, und einmal schrieb ich ihm: ,0, meine Sünde, Sünde, Sünde!' Darauf gab er mir diese Antwort: ,Du willst ohne Sünde sein und hast doch keine rechte Sünde. Christus ist die Vergebung rechtschaffener Sünde, wie die Eltern ermorden, öffentlich lästern, Gott verachten, die Ehe brechen usw. –- das sind die rechten Sünden. Du musst ein Register haben, darin rechtschaffene Sünden stehen, wenn Christus dir helfen soll; du musst nicht mit solchem Humpelwerk und Puppensünden umgehen und aus einem jeglichen Bombart eine Sünde machen!’

TR 6,6669 (wohl aus den vierziger Jahren).

Lektüre der Bibel

Als er Mönch wurde, trennte er sich von all seinen Büchern. Kurz zuvor hatte er sich ein Corpus juris und ich weiß nicht was für andere Bücher angeschafft. Diese gab er dem Buchhändler zurück. Ins Kloster nahm er außer Plautus und Vergil nichts mit. Dort gaben ihm die Mönche eine in rotes Leder gebundene Bibel. Mit ihr machte er sich so vertraut, dass er wusste, was auf jedem Blatt stand, und sofort, wenn ein Spruch angeführt wurde, auf den ersten Blick wusste, wo er stand.

Aus TR 1,116 (Nov. 1531).

Gespräch mit dem Vater bei der Primiz

Er wurde Mönch ganz gegen den Willen des Vaters, der auch, als er die Primiz feierte und den Vater fragte, warum er über seinen Schritt erzürnt sei, ihm bei Tisch die Antwort entgegenhielt: „Wisset Ihr nicht, dass geschrieben steht: Ehre Vater und Mutter?" Als er sich aber entschuldigte, er sei durch das Gewitter so erschreckt worden, dass er gezwungenermaßen Mönch geworden sei, antwortete er: „Sehet zu, dass es nicht ein Gespenst sei!"

Aus TR 1,623 (Herbst 1533).

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