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Küstermann


Menue-Symbol Luther - 1. im Kloster - - 2. seine Zeit - - 3.1 Instanzen - - 3.2 Rechtfertigung - - 4. Entdeckung - - 5. Freiheit? - - 6. Brutalität - - 7. Was gilt vor Gott? - - 8. Bibel auf Deutsch - - 9.1 Luther die Hexen A - - 9.2 und die Hexen B - - 10. Anton Praetorius gegen die Hexenverfolgung - - 11. Wirkung für die Freiheit - - 12. Wirkung für die Schule - - 13./14. Demokratie - - 15. Luther und die Juden -



Klasse 8

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Die beiden Weltkarten in blasserer Farbgebung tintensparend


Luther's Wirkung

Heutige Pressefreiheit

Die Weltkarte zeigt die Pressefreiheit in den Ländern der Erde. In den blau-gefärbten Ländern ist die Pressefreiheit gut, in den dunkelblauen sehr gut. Gelb bedeutet Probleme, da dürfen die Reporter nicht über alles berichten. Schwerer sind die Probleme bei den orange gefärbten Ländern. Da bestimmt die Regierung oder die Polizei oder einflussreiche Leute, was veröffentlicht werden darf. Und am schlimmsten sieht es in den braun gefärbten Ländern aus. Da werden Reporter*innen bedroht, verhaftet oder gar umgebracht (sie "verschwinden"). Es gibt in solchen Ländern keine Meinungsvielfalt, keine freie Information, keine Öffentlichkeit, sondern nur die befohlenen Ansichten.

Pressefreiheit 2020

Weltkarte zur Pressefreiheit. Quelle Wikipedia. Reporter ohne Grenzen. Free Press Index. Einige Ländenamen eingefügt von H.Küstermann. Lizenz cc-by-sa 4.0 int.

Die Pressefreiheit interessiert nicht nur Reporter*innen, sondern ist natürlich ein starker Hinweis auf die Informationsfreiheit und Meinungsfreiheit aller Menschen in den betreffenden Ländern. Eigentlich ist die Meinungs- und Pressefreiheit ein allgemeines Menschenrecht, aber viele Länder halten sich nicht daran.

Reporter_ohne_Grenzen_logo

Die Informationen nach denen die Länder beurteilt und die Weltkarte eingefärbt wurde, stammen von den Reporter*innen selbst. Die Organisation "Reporter ohne Grenzen" sammelt weltweit die Erfahrungen und veröffentlicht sie im "Press Freedom Index" (Pressefreiheitsrangliste). Der Press Freedom Index ist eine der wichtigsten Informationsquellen über die Freiheit oder Unfreiheit in den Ländern der Welt.

Die folgende Liste enthält die meisten Staaten in denen die Pressefreiheit gut oder sehr gut ist. Ich habe sie nach Kontinenten sortiert, damit du die Länder leichter auf der Karte findest.:

Nordamerika:
USA
Kanada
(die große, dunkelblaue Insel rechts von Kanada ist Grönland und hängt politisch mit Dänemark zusammen)

Lateinamerika:
Costa Rica
Surinam
Französisch Guayana
Uruguay

Asien:
Südkorea
Taiwan

Afrika:
Senegal
Burkina Faso
Ghana
Namibia
Botswana
Rep.Südafrika

Australien und Ozeanien:
Australien
Neuseeland
Papua-Neuguinea

Europa:
Deutschland
Schweiz
Österreich
Tschechien
Frankreich
Niederlande
Portugal
Estland
Finnland
Schweden
Norwegen
Dänemark

In Europa gibt es soviele Länder mit guter oder sehr guter Pressefreiheit, dass nicht alle Ländernamen auf die Karte passten und auch nicht alle in der Liste stehen.

Aufgabe 1: Finde auf der Weltkarte des Press Freedom Index die Länder: Deutschland, Dänemark und Schweden!

Pressefreiheit und Reformation

Was hat die heutige Pressefreiheit zu tun mit den Entwicklungen der Religion vor fünfhundert Jahren? Viele Menschen meinen, vergangene Jahrhunderte hätten keine Bedeutung für heutige Lebensverhältnisse. Das ist ein Irrtum. Manche Ereignisse der Geschichte üben jahrhundertelang oder noch länger ihren Einfluss aus. Besonders die Entwicklung der Religionen hat langfristige Wirkungen. Die Reformation hat zuerst Europa und dann die ganze Welt verändert. Die "Reporter ohne Grenzen" sind religionsunabhängig. Sie achten vielleicht gar nicht auf die Religion der Länder in denen sie arbeiten. Sie berichten über Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und alle möglichen Themen. Aber wenn wir die zweite Weltkarte (Religionszugehörigkeit) mit der ersten Weltkarte (Pressefreiheit) vergleichen, finden wir erstaunliche Ähnlichkeiten.

Es sollen hier keineswegs andere Religionen kritisiert werden. Jede Religion ist wie ein Ozean, den auch die größten Gelehrten mit dem kleinen Boot ihres Wissens immer nur teilweise befahren haben. Irgendeine Religion zu beurteilen, sollte man sehr vorsichtig sein. Aber ein bisschen stolz dürfen wir (also wir Protestanten) vielleicht doch sein, auf den sichtbaren Zusammenhang von Freiheit und Protestantismus.

Aufgabe 2: Notiere zu jedem der aufgelisteten Länder die vorherrschende Religion. Das ist die Religion, der im jeweiligen Land die Mehrheit der Bevölkerung angehört! Benutze dazu die zweite Weltkarte mit den Religionen.

Weltkarte-Religion

Weltkarte Religionszugehörigkeit der Bevölkerungsmehrheit in den Ländern. Quelle Wikipedia 2020. Lizenz cc-by-sa

Was ist Dein Ergebnis? Wieviele der Länder mit guter oder sehr guter Pressefreiheit sind protestantisch (evangelisch)? Wieviele katholisch? Wieviele orthodox? Wieviele haben eine nicht-christliche Religion?

Wodurch entsteht Freiheit?

Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte wurde erst 1948 verfasst, aber die Spur der Freiheit ist viel älter. Sie zieht sich vom Auszug Israels aus der Sklaverei des Pharao durch die Propheten und Evangelien zu den Briefen des Paulus. Und diese Spur der Freiheit wird von Martin Luther fortgesetzt. Wir lesen ein paar Sätze aus einem der wichtigsten Bücher von Martin Luther.

Von der Freiheit eines Christenmenschen, Martin Luther 1520

Luther beginnt mit zwei Sätzen, die einander scheinbar widersprechen:

Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan.
Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.

Luther behauptet, beide Sätze seien wahr. Und er begründet dies mit zwei Zitaten aus den Briefen des Paulus:

1. Korinther 9,19:

„Ich bin frei in allen Dingen und habe mich zu eines jedermann Knecht gemacht.“

Und Römer 13,8:

„Ihr sollt niemandem etwas verpflichtet sein, außer dass ihr euch untereinander lieb habt.“

Aufgabe 3: Was ist die einzige Pflicht, die christliches Freisein und christliches Untertansein verbindet? Notiere ein Wort als treffende Lösung!

Und dann bringt Luther die beiden widersprüchlichen Sätze in Verbindung mit Jesus Christus. Dazu zitiert er aus dem Galaterbrief:

Galater 4,4:

„Gott hat seinen Sohn ausgesandt, von einem Weib geboren, und dem Gesetz untertan gemacht.“

Aufgabe 4: Was hat es mit der Antwort zu Aufgabe 3 zu tun, dass Christus als Mensch geboren wurde und sich dem Gesetz (des Mose) untertan gemacht hat?

Wenn Ihr soweit mitgekommen seid, dann müsstet Ihr jetzt einen ganzen Abschnitt verkraften. Da geht es um Königtum und Priestertum:

(Zum 15.:) Wie nun Christus die Erstgeburt (der Gotteskinder) innehat mit ihrer Ehre und Würde, so teilt er sie allen seinen Christen mit, dass sie durch den Glauben auch alle Könige und Priester sein müssen mit Christus, wie Sankt Petrus sagt in 1. Petr. 2,9: „Ihr seid ein priesterliches Königreich, und ein königliches Priestertum.“ Und das geht so zu, dass ein Christenmensch durch den Glauben so hoch erhaben wird über alle Dinge, dass er geistlich ein Herr aller Dinge wird, denn es kann ihm kein Ding zur Seligkeit schaden. Ja, es muss ihm alles untertan sein und zur Seligkeit helfen, wie Sankt Paulus lehrt in Röm. 8,28: „Alle Dinge müssen den Auserwählten zu ihrem Besten behelfen, es sei Leben, Sterben, Sünde, Gerechtigkeit, Gutes und Böses, wie man es auch nennen möchte.“ Ebenso in 1. Kor. 3,21f.: „Alle Dinge sind euer, sei es das Leben oder der Tod, Gegenwärtiges oder Zukünftiges usw.“ Nicht, dass wir aller Dinge leiblich mächtig sind, sie zu besitzen oder zu gebrauchen, wie die Menschen auf Erden, denn wir müssen leiblich sterben und niemand kann dem Tod entfliehen; so müssen wir auch vielen anderen Dingen unterliegen, wie wir an Christus und seinen Heiligen sehen. Denn dies ist eine geistliche Herrschaft, die da in der leiblichen Unterdrückung regiert, das heißt: Ich kann mich ohne alle äußerlichen Dinge in der Seele aufbauen, sodass auch Tod und Leiden mir dienen und nützlich sein müssen zur Seligkeit. Das ist eine sehr hohe, ehrenvolle Würde und eine wirklich allmächtige Herrschaft, ein geistliches Königreich, da ist kein Ding zu gut, zu böse – es muss mir zum Guten dienen, so ich glaube; und ich bedarf dessen doch nicht, sondern mein Glaube ist mir genug. Siehe, was ist das für eine wertvolle Freiheit und Macht der Christen!
Hier findet sich in leicht modernisierter Sprache das ganze Buch Luther's von der Freiheit...

Aufgabe 5: Nochmal lesen!

Aufgabe 6: Suche Dir genau eine Stelle raus, die du am wenigsten verstehst und stelle mir genau dazu eine Frage! (Die anderen unklaren Stellen werden ja vielleicht von den anderen nachgefragt.)

Noch ein Zitat aus Wikipedia, "Reporter ohne Grenzen":
Der Press Freedom Index hat immer wieder festgestellt, dass Journalisten in den Ländern Finnland, Dänemark, Neuseeland, den Niederlanden, Norwegen, Schweden und der Schweiz die größten Freiheiten genießen. In China, Eritrea, Nordkorea, Turkmenistan, und Syrien dagegen unterliegen Journalisten und deren Arbeit am stärksten der staatlichen Zensur und Dirigierung und sie bezahlen ihren Einsatz nicht selten mit Gefängnisaufenthalten, Verschwindenlassen, Folter oder Tod.
... Norwegen liegt 2017 auf Platz 1 (der freiesten Länder), welcher zuvor von Finnland seit 2009 bis 2016 ununterbrochen gehalten wurde.

Das Copyright für die zitierten Bibelstellen liegt bei der Deutschen Bibelgesellschaft.

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