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Küstermann


Klasse 8

Menue-Symbol Trialog der abrahamitischen Religionen
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Themenbereich: Trialog der Religionen

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Gespräche im Dreieck

Auf dem Weg sah Moses einen Hirten
der sprach: »Du der wählt, wen Er auch will!
Wo bist Du, dass ich Dein Diener werde,
Deinen Rock Dir flick, Dein Haar Dir kämme,
wasche Dir Dein Kleid und töte Dir die Läuse,
Milch Dir bringe, o Du Hocherhabner?
Küss Dein Händchen und massier Dein Füsschen
und zur Schlafenszeit feg ich Dein Plätzchen.
O Du, dem ich alle Zicklein opfre!«
Solchen Unsinn redete der Hirte.

Moses fragte: »Mit wem sprichst Du denn da?«
Der Hirte: »Nun, mit dem, der uns erschaffen hat.
von dem Himmel ward und Erde sichtbar!«
Moses rief: »Du bist auf falschem Wege,
du bist ein Heide noch, nicht Muslim!
Was für Unsinn, was für Heidenquatsch!
Stopf dir besser Watte in den Mund!
Deiner Ketzerei Gestank verdirbt die Welt!
Sie zerschleißt des Glaubens feine Seide!
Du verdienst Schuhprügel, Bastonnade,
wie kannst du die Sonne denn so schmähen?
Wenn du nicht gleich solch Gerede stoppst,
kommt ein Brand, die Menschen zu vernichten.
 ... 
Schwarz deine Seele, und das Herz verstoßen!
Wenn du weißt, dass Gott der Richter ist,
wie verlässt du dich auf solch Geschwätz?
Eines Dummen Freundschaft wirkt wie Feindschaft
Gott braucht solche Diener nicht, du Dummkopf!
Redest du mit deinem Onkel denn?
Braucht der Allmächtge etwas für den Leib?
Milch trinkt jemand, der noch wachsen muss;
Schuhe trägt, wer Bein und Füße braucht.
 ... 
Hand und Fuß sind lobenswert bei uns,
doch Befleckung für den reinen Gott.
 ... 
Was entsteht, vergeht - geschaffen ist es
und bedarf des Ewgen, der es schafft.«
Sprach der Hirt:
»Hast mir den Mund gestopft
und mein Herz mit Reue ganz verbrannt.«
Und er stöhnte laut,
zerriss sein Kleid,
floh und wandte sich zu Wüsten weit.

Doch zu Moses kam die Offenbarung:
»Meinen Diener trenntest du von Mir.
Kamst du, um die Menschen zu verbinden?
Oder kamest du, um sie zu trennen?
Strebe möglichst nicht zu einer Trennung!
Am verhasstesten ist Scheidung Mir«.
Jedem hab Ich einen Weg gegeben.
Lob ist es für ihn, für dich nur Tadel!
Honig ist es für ihn - dir giftge Nadel!
Frei sind Wir von Unrein und von Rein
und von Langsamkeit und Schnelligkeit.
Nicht befahl Ich, dass ich Nutzen hätte,
sondern dass Ich den Menschen Gutes täte!
aus: Rumi, Mathnavi, etwas gekürzt und vereinfacht

Aufgaben:

1. Worüber wird in diesem Text diskutiert? Nenne drei lobende, angenehme Worte aus dem Text und drei kritisierende, schimpfende Worte!

Lobend: Schimpfend:
1. ………………………………………   ………………………………………
2. ………………………………………   ………………………………………
3. ………………………………………   ………………………………………

2. Gliedere den Text in drei Gespräche! Wer spricht jeweils zu wem?

Erstes Gespräch:
Wer spricht? ………………………  Mit wem? ………………………… 

Zweites Gespräch:
Wer spricht? ………………………  Mit wem? ………………………… 

Drittes Gespräch:
Wer spricht? ………………………  Mit wem? ………………………… 

3. Welche drei Personen oder Akteure sprechen direkt?
………………………………  ………………………………  …………………………… 

4. Bei welchen Formulierungen ist schwer verständlich, wer damit gemeint sein könnte?

5. Zu welcher Religion gehört wohl der Autor dieses Textes? Stelle Vermutungen an und begründe.

6. Und wen verteidigt er?

7. Welche Arten von Aussagen dürfen im Islam nicht über Gott gemacht werden?