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Apostelgeschichte 17, Verse 22 bis 34
Sonntag Jubilate 2021

Das Lachen des Brennus und die Lorica des Peregrinus

Als ein keltischer Stamm auf Wanderschaft durch griechisches Gebiet zog, empfingen die Griechen die Delegation der Anführer und zeigten ihnen voller Stolz die klassischen Götterbilder. Die Griechen sind hervorragende Bildhauer, das sahen die Kelten sehr wohl, aber als sie nach den religiösen Vorstellungen hinter diesen Götterbildern fragten, ob die Griechen denn allen Ernstes glaubten, dass die göttlichen Kräfte in diesen Statuen wohnten und die Griechen dies bejahten, da musste der keltische Anführer lauthals loslachen über die religiöse Naivität des klassischen Polytheismus.

Jahrhunderte später geht der Apostel Paulus durch Athen und es heißt: Sein Geist ergrimmte in ihm, als er all die Götzenbilder sah. Paulus ist seriöser und wohl auch höflicher als jener lachende Kelte. Er sucht einen positiven Ansatzpunkt und findet schließlich einen Altar mit der Widmung: "Dem unbekannten Gott". Das war wohl als Reserve gedacht, falls man irgendeinen der Göttergäste übersehen haben sollte, damit es nicht ginge wie mit der dreizehnten Fee bei Dornröschens Geburtstag, als nur 12 Teller gedeckt waren. Götter sind wie Feen leicht zu beleidigen.

Paulus nutzt die Überbegötterung der Athener als Eingangslücke um ihnen einen ganz anderen Gott zu verkünden: Ich erkläre Euch heute, was ihr unwissentlich verehrt. So beginnt Paulus seine Predigt für den einen Gott gegen die Vielzahl der Götter. Der Herr des Himmels und der Erde wohnt nicht in Tempeln von Menschenhand. Der aus dem alles Leben kommt und zu dem alles Leben zurückkehrt, braucht keine Bedienung und hat nichts nötig, was ihm Menschen geben könnten. Dieser Gott möchte aber, dass die Menschen ihn suchen sollten, ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten. Und fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden von uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir.

Werfen Sie ab, liebe Gemeinde, Ihre Gottesbilder, auch die immateriellen. Lösen Sie sich von den Vorstellungen, wie Gott sein müsste, theoretisch. Und wechseln Sie hinüber zum Gott des Lebens. Geben Sie Ihr Leben hinein in das Vertrauen. Genießen Sie den Fluss des Lebens mit aller Schönheit und mit allen Schmerzen. Gott will sich fühlbar machen, Christus ist der Schlüssel dazu. Gehen Sie mit Christus im Lachen und im Weinen, im Jubeln und im Staunen. Gott sei bei Euch.

Weitere Jahrhunderte später hat ein keltischer Mönch ein berühmtes Morgengebet (Lorica) verfasst. Eine Variante davon möchte ich Ihnen, liebe Gemeinde, mitgeben:

Christus steh auf in mir, dass ich aufstehe in dir.
Christus geh vor mir und führe mich.
Christus zu meiner Rechten ströme mir zu deine Wärme.
Christus steh' hinter mir und stärk' mir den Rücken.
Christus zu meiner Linken, reiche mir Deine Coolness.
Christus unter mir ertrage mich.
Christus über mir schwing mich empor.
Christus schließe mich ein in dir und stelle mich in die Freiheit.
Gepriesen sei Gott für mein lebendiges Herz,
für den neuen Tag
und für seinen Schutzmantel,
für die Weite des Universums in Christus.

Herzliche Grüße, Ihr Pfarrer
Harald Küstermann

Die Predigt steht zur Verfügung unter der Lizenz CC-BY-ND 3.0 DE, das bedeutet: Kostenlose Weiterverwendung aber in der unveränderten Fassung (no-derivates) und mit der Pflicht zur Namensnennung. Die Namensnennung muss lauten:
Harald Küstermann RoteSchnur.de