Predigten
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1 Solches redete Jesus und hob seine Augen auf zum Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist gekommen: Verherrliche deinen Sohn, auf dass der Sohn dich verherrliche; 2 so wie du ihm Macht gegeben hast über alle Menschen, auf dass er ihnen alles gebe, was du ihm gegeben hast: das ewige Leben. 3 Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen. 4 Ich habe dich verherrlicht auf Erden und das Werk vollendet, das du mir gegeben hast, damit ich es tue. 5 Und nun, Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war. 6 Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie waren dein, und du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt. 7 Nun wissen sie, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir kommt. 8 Denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie angenommen und wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie glauben, dass du mich gesandt hast.
Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.
Liebe Gemeinde,
der Evangelist Johannes ist ein Meister der Kehrseiten. Worte und ihre Bedeutung wendet er hin und her.
Stimmungen und Empfindungen dreht er vor und zurück.
Widersprüchliche Zeiten verbindet er wie Ausblicke aus einem herumwirbelnden Karusell. Man könnte fast meinen,
er schriebe seine Zeilen im Schock, nach einem Unfall oder nach einem Sturz.
Ein jedes von uns kennt das Gefühl, wenn der normale Faden des Tageslaufes abgerissen ist, durch irgendein
überwältigendes Ereignis. Wir kennen das taumelige Gefühl, als würde einem der Boden unter den Füßen weggezogen.
Das kann schlimm sein, wie bei einer kleineren oder größeren Katastrophe, aber es kann auch großartig sein,
wie bei der ersten großen Liebe ober bei einer sehr beglückenden Nachricht. Alles dreht sich im Kreis
und man muss erstmal tief durchatmen.
Unser normales Leben, solange wir sicher auf beiden Beinen stehen, läuft am Faden der Zeit entlang. Wenn's gerade richtig gut geht, dann läuft es "wie am Schnürchen". Duschen, anziehn, frühstücken, dies machen, jenes erledigen, einkaufen gehen. Eins, zwei, drei, immer schön der Reihe nach hangeln wir uns durch das alltägliche, stabile Leben. Wenn's gerade mal weniger gut geht, dann ist es halt eine Zeit lang mühsam oder stressig, aber auch dann noch richtet sich unser normales Leben nach den Gewohnheiten und nach den Erfordernissen, Stunde um Stunde, Tag um Tag, so als wäre der Ablauf in Karteikärtchen sortiert, die der Reihe nach dran kommen. Und solange es so der Reihe nach geht, solange wir es einigermaßen auf die Reihe kriegen, solange bilden wir uns ein, es sei alles in Ordnung und wir wüssten wo's lang geht. Bis dann so ein überwältigendes Ereignis in die Ordnung einbricht und uns aus der Bahn wirft. Sowohl wenn es ein schlimmes Ereignis ist, ein Unfall oder eine Todesnachricht, als auch wenn es ein glückliches, begeisterndes Ereignis ist, kann es diese Schock-Wirkung haben. Beide Extreme können dieses Karusell-Gefühl auslösen.
Naja, das wird wohl das Adrenalin sein, oder ein Blitzlichtgewitter der Hirnsynapsen, irgendwie lässt sich das bestimmt erklären. Oder? Wer sagt denn, dass unser normales, nüchternes Leben das wirkliche sei? Woher wollen wir denn wissen, dass dieses Karusell-Gefühl eine Fehlfunktion sei, die irgendwie weg erklärt werden müsste? Vielleicht sind wir unter Schock genauso nahe an der Wahrheit unseres Lebens oder sogar noch näher dran? Vielleicht geschieht in diesen Karusell-Momenten Wichtigeres und Wesentlicheres, nur dass wir es auf die Schnelle nicht erfassen und verarbeiten können. Vielleicht ist es gut und wichtig, dass wir die Karusell-Momente mehrmals nachverarbeiten. Setzen wir uns also ruhig mal ins Karusell des Johannes-Evangeliums. Folgen wir seinen verschobenen Bildern, seinen durcheinander gewirbelten Erfahrungen, seiner "verkehrten" Weltsicht:
"Vater die Stunde ist gekommen, verherrliche deinen Sohn, auf dass der Sohn dich verherrliche".
In einem anderen Evangelium würde man vermuten, dass dieser Satz irgendwo in die Zeit nach Ostern gehört, am Besten gleich zur Himmelfahrt. "setze deinen Sohn ein in die Herrlichkeit" und dann schwebt er hinauf zum Himmel, in die Herrlichkeit. So würde uns das passen, So wäre das in der ordentlichen Reihenfolge. Aber hier bei Johannes erscheint diese nachösterliche Feierlichkeit am Anfang der Passionsgeschichte, kurz bevor Jesus verhaftet wird. Die bevorstehende prächtige Thronbesteigung, die Einsetzung in die Herrlichkeit, das ist die Kreuzigung. Die Herrlichkeit Gottes wird offenbart, wenn sein Sohn blutend am Holz hängt. Spüren Sie den Schock?
Bei Johannes verschmelzen die Zeithorizonte miteinander. Nach-Ostern und Vor-Karfreitag vermischen sich. Die Bilder wirbeln durcheinander. Das ist das Karusell. In den anderen Evangelien taucht zwar am Palmsonntag auch so ein österliches, herrliches Motiv auf: Der Jubel der Auferstehung findet seine Spiegelung im Hosianna-Rufen der Pilger, die Jesus auf dem Esel reitend als König feiern. Aber bei den anderen Evangelien ist dieses "kleine Ostern" vor Karfreitag nach außen projeziert in die jubelnde Menge mit den Palmwedeln. Da sind es Menschen, die noch nichts wissen vom Kreuz und von der Auferstehung. Der Jubel droht damit ein bisschen entwertet zu werden.
Viele Menschen machen es so wie die anderen Evangelisten: Die inneren Widersprüche, die wir nicht ertragen, werden zur Hälfte in die Außenwelt projeziert. Dabei vermeiden wir die Einsicht, dass was uns von außen geschieht, auch ein Teil unserer Selbst ist. Johannes aber holt das alles zurück ins Zentrum. Kreuzestod und der Jubel über das Leben werden bei ihm ineinander gekehrt.
Jesus betet hier weiter: "so wie du dem Sohn Macht gegeben hast über alle Menschen, " Und dann wird er ausgepeitscht, nackt ausgezogen, völlig ausgeliefert unter die Macht der feindseligen Menschen. und dann weiter: "auf dass der Sohn denen, die ihm der Vater anvertraut hat, alles gebe, was du ihm gegeben hast: das ewige Leben." Der Wanderprediger Jesus aus Nazareth, der die meiste Zeit seiner Wirksamkeit von anderen versorgt wurde, wenn er mit seinem Bettelorden über Land zog, der redet hier wie ein fürsorglicher Hausvater, von denen die ihm anvertraut sind. Großzügig teilt er Geschenke aus, kurz bevor sie ihm das letzte Hemd ausziehen.
Das Geschenk ist logisch richtig: "das ewige Leben". Wo wir herausgerissen werden aus unseren alltäglichen Zeitschnüren, da begegnet uns das Ewige, das was nicht in unsere zeitlichen Ordnungen passt, das, was wir nicht in unsere Karteikästen einsortieren können. "Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen." Betet das noch Jesus oder ist das das Glaubensbekenntis seiner späteren christlichen Gemeinde? Die Zeiten vermischen sich. Der Schock der Jüngerinnen und Jünger war die Kreuzigung und gleich obendrauf quasi als zweiter Schock die Auferstehung. Karfreitag und Ostern gemeinsam heben die Welt aus den Angeln. Das Johannes-Evangelium wurde rund 60 oder 70 Jahre danach geschrieben. Ist da der Schock immer noch nicht verarbeitet? Sind die Wellen immer noch nicht abgeebbt? Johannes schreibt in dieser taumelnden Zeitordnung, in diesen Karusell-Bildern, weil er mit dem Ewigen in Berührung gekommen ist. Er beschreibt das Epizentrum eines geistigen und gefühlsmäßigen Erdbebens, das nicht nur ihn, sondern die ganze Welt verändert hat. Die überwältigenden Ereignisse in einem Menschenleben bilden auch solche Epizentren, von denen die Wellen hinausgehen in die umgebende Lebenszeit.
Bei uns geschieht das nur im Kleinen, auf unser Schicksal bezogen. Wenn wir die wichtigen Impulse unseres Lebens empfangen - sowohl bei den Impulsen des Leidens, als auch bei denen der Freude - dann zieht es uns den Boden unter den Füßen weg, wie bei einem Erdbeben. Dann geraten die stabilen Ordnungen durcheinander und müssen danach neu aufgebaut werden. Leben, Sterben und Auferstung Jesu sind das Epizentrum der Weltgeschichte. Der alten Welt, ihren Mächten und Bedeutungen, wurde der Boden unter den Füßen weggezogen. Eine neue Welt entsteht mitten in der alten.
Wie hängen die Erdbeben unseres eigenen Lebens zusammen mit diesem großen, zentralen Erdbeben? Indem wir uns auf die Leidengeschichte Jesu Christi einlassen, wird unser Leiden in seinem aufgenommen. Indem wir unsere kleinen Auferstehungen, unsere Durchbrüche zum Leben, als Widerspiegelungen der Auferstehung Christi wahrnehmen, geraten wir in die neuen Zusammenhänge, bekommen wir neuen Boden unter die Füße. Das Leben, Sterben und Auferstehen Christi wird zu einem neuen Lebenszusammenhang in den wir hineinschlüpfen dürfen. Möge unser Leben hineinfinden in diesen Schutzmantel. Amen
Dieser Text steht zur Verfügung unter der Lizenz CC-BY-SA 4.0 international, das bedeutet: Kostenlose Weiterverwendung aber nur mit dem gleichen Lizenz-Vermerk und mit der Namensnennung: Harald Küstermann RoteSchnur.de
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