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Küstermann



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Evangelium nach Markus 8, 34 und 35

Zum Friedensgebet 9. März 2022

"Wer sein Leben erhalten will, der wird's verlieren, aber wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wirds erhalten."

Liebe Gemeinde, seltsam paradox ist die Situation: Wir kaufen Erdgas und Erdöl bei einem Diktator, zahlen ihm viel Geld dafür und hoffen, dass er liefert, und mit unserem Geld bezahlt er seinen Krieg. Auf der anderen Seite liefern wir Panzerfäuste und Flugabwehrraketen an ein Land, das seine Freiheit verteidigt und damit auf die Panzer und Flugzeuge des Diktators schießt.

Genauso paradox ist es, immer schärfere Maßnahmen zu fordern und zu ergreifen und gleichzeitig zu hoffen, dass der Gegner nicht zu seinen schärfsten Maßnahmen greift. Von beiden Seiten wird gedroht unberechenbar zu sein, denn Berechenbarkeit wäre Schwäche, wäre Erpressbarkeit, gleichzeitig sind beide Seiten darauf angewiesen, dass vor der letzten Schranke, vor dem Atomkrieg, alle zuverlässig, berechenbar, vertauenswürdig, zurückschrecken.

Wie aufeinander zurasende Autos von jungen Draufgängern: Wer zuerst bremst hat verloren. So spielen manche Weltpolitik.

Seltsam paradox ist auch die Aussage des Jesus von Nazareth: "Wer sein Leben erhalten will, der wird's verlieren, aber wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wirds erhalten."

Nicht mit aller Macht die eigenen Interessen vertreten, sondern die Macht zu zügeln und dem Gegner aufzufordern, ebenfalls seine Macht zu zügeln, das scheint das Ziel, aber doch Macht einzusetzen und mit Macht zu drohen scheint das unvermeidliche Mittel.

Gegen den Satz: der Zweck heiligt die Mittel, hatte Martin Luther King gesagt, dass der Zweck immer schon in den Mitteln angelegt ist. Wer Wind säht, wird Sturm ernten. Wieviel Wind, das heißt Macht und Misstrauen, wurde schon gesät, vor Jahrzehnten, als die Ernte noch nicht in die Exponentialkurve gegangen war.

Meine subjektive Erinnerung lege ich Ihnen vor, diese muss nicht richtig sein, nur eine Anregung.

"Wir waren uns einig, dass nicht die Absicht besteht, das NATO-Verteidigungsgebiet auszudehnen nach Osten" hatte ein deutscher Außenminister gesagt, während sein amerikanischer Kollege neben ihm stand und nicht widersprach. Auf der anderen Seite sah es so aus, als wäre auch Russland auf dem Weg zur Demokratie. Als wäre damit für die freien Länder kein NATO-Schutz mehr notwendig. Was ist schief gegangen auf beiden Seiten?

Die Demokratisierung in Russland wurde zuerst überrannt von der Raffgier der späteren Oligarchen. Die Freiheit des Geldes hat sich verbreitet wie eine Seuche und die Freiheit der Menschen ist darunter erstickt. Eine freie Wirtschaft ist noch lange keine freie Gesellschaft, sondern kann auch eine Räuberbande sein.

Dann war man froh, dass mit Putin anscheinend einer kam, der staatliche Ordnung schaffte, gegen eine beinahe Mafia-artige Herrschaft von acht oder neun Familien der Superreichen. Die Hoffnung aber, mit der bloßen Aufrechterhaltung der Ordnung käme Freiheit, erwies sich als Irrtum.

Die Hoffnung mit Gaspipelines käme Freiheit, war auch ein Irrtum. Handel allein macht noch lange keinen Wandel, zumindest nicht in Richtung Demokratie. Freiheit des Geldes bringt der Freiheit der Menschen eher Schaden als Nutzen.

Und der größte Irrglauben ist immer noch der, es ginge um Macht. Die Macht tut nicht gut dem Menschlein, dem Homo sapiens. Der Glaube, es ginge um die Macht, führt uns in die Irre. Ganz, ganz langsam lernt das Menschlein, dass es wohl eher darum geht, auf Macht zu verzichten, Macht abzubauen, Macht zu zerteilen in möglichst kleine Häppchen und jede Ansammlung von größeren Mengen Macht in den Händen eines Menschleins oder einer Gruppe oder einer Nation zu verhindern.

Das Zerteilen von Macht ist die Hauptstrategie jeder Entwicklung zu Demokratie. Der kleine Augustinermönch Martin Luther gegen den Papst, der kleine Wanderprediger Jesus aus Galiläa gegen die römischen Cäsaren, der kleine Wüstenrückkehrer Mose gegen den Pharao. Die großen Schübe der Religions-Entwicklung gingen gegen die Macht. Das Vertrauen auf Nicht-Macht ist eine ziemlich schwierige Übung, die wir uns gegenseitig beibringen müssen.

Die Ehre Europas sind die Ukrainer*innen. Sie haben in ihrem Land Demokratie entwickelt, unter vielen Schmerzen. Die Ukraine ist relativ machtlos gegen den russischen Militärapparat, dennoch wagen sie den Widerstand. Da ist die Sympathie!

Die Ehre Russlands sind die Friedensdemonstrationen. Da gibt es Menschen die die Propaganda durchschauen und ihr widersprechen. Diese Menschen brauchen noch mehr unsere Symphatie und Unterstützung. Wer weiß ihre Namen und gibt sie weiter in allen Medien? Sie sind machtlos gegen das Regime und wagen es dennoch, die Mächtigen zu kritisieren. Da ist das Gute, da sind Mose, Jesus, Luther. Da ist das Reich Gottes.

Die zivilisatorische Kraft, die Kraft der Zukunft, die Reich-Gottes-Kraft liegt bei jenen Menschen, die den Irrglauben durchschaut haben und versuchen dagegen anzugehen, nicht bei jenen, die einer kurzfristigen Gegenmacht zufallen und dabei im Irrglauben verharren.

Dem Unheil, das von einer Macht ausgeht, eine möglichst mächtigere Macht entgegen zu setzen, das kann kurzfristig vielleicht nötig sein. Da bin ich Lutheraner und kein Mennonit, obwohl die Mennoniten warscheinlich näher bei Christus sind mit ihrem Pazifismus. Wir Lutheraner haben auch schon viel von den Mennoniten gelernt - seit Dietrich Bonhoeffer - und werden wohl noch mehr lernen müssen von Pazifismus und gewaltfreiem Widerstand, aber es gibt immer noch Situationen, wo wir doch eine praktische Gegenmacht für wünschenswert halten. Christentum mitten im Reich dieser Welt, auch so eine Paradoxie.

Dem Unheil, das von einer Macht ausgeht, doch etwas entgegenzusetzen, ist ein verständlicher Wunsch, aber es ist nicht die Lösung, sondern nur ein Aufschub. Der Einsatz von Gegenmacht ist eine Hypothek, die danach, nach der kritischen Situation, abgetragen werden muss. Und zur Lösung kann der Aufschub sowieso nur beitragen in dem Maße, wie er weniger Machtmittel, weniger brutale Machtmittel einsetzt, also in dem er die Botschaft enthält: Wir glauben nicht an die Macht.

Die Nicht-Macht macht die Zukunft. Nicht durch Zwang, sondern durch Freiwilligkeit wird Zukunft geschaffen. Das Vertrauen auf Nicht-Macht muss in allen Situationen eingeübt werden, muss allen Menschen beigebracht werden. Und zwar mit den angemessenen Mitteln. Möge dieses Beibringen mit möglichst wenigen Opfern gelingen. Gott schütze den Frieden.

Fürbitten (mit Kyrie eleison)

Gott, stärke unser Vertrauen und lenke unser Beten. Wir bitten dich: Sei mit denen, die jemanden verloren haben in diesem Krieg: Familienangehörige, Verwandte, Freunde, Nachbarn. Lass sie Menschen finden, die sie festhalten und trösten.

Sei mit denen die direkt betroffen sind - in der Ukraine oder irgendwo auf der Flucht -, unter irgendeinem Diktator, in irgendeinem Krieg. Bitte schütze ihr Leben, hilf ihnen gegen die Angst, errette sie aus aller Not und führe sie gute Wege.

Herr wir bitten dich, Kyrie eleison

Gott wir bitten dich, stärke Vernunft und Mitmenschlichkeit bei allen, die Verantwortung tragen. Hilf ihnen zurecht aus allen Täuschungen und Irrwegen. Schenke den Regierungen viel Weisheit und gute Entscheidungen, hilf der Welt zu Frieden, Gerechtigkeit, Vertrauenswürdigkeit und Freiheit.

Herr wir bitten dich, Kyrie eleison

Gott wir bitten dich für die Friedensdemonstrant*innen in Russland, schütze sie in ihrem Tun, dass es weise und klar bleibe und gute Früchte trage. Befreie sie aus den Gefängnissen und rette alle Menschen vor Gewalt, vor Unterdrückung und vor Hoffnungslosigkeit.

Herr wir bitten dich, Kyrie eleison

Vaterunser


Schwerter-zu-Pflugscharen

Schwerter zu Pflugscharen, Micha 4,3. Symbol von Harald Bretschneider, variiert von der Mennonitengemeinde-Augsburg

Der Text zum Friedensgebet steht zur Verfügung unter der Lizenz CC-BY-ND 3.0 DE, das bedeutet: Kostenlose Weiterverwendung aber in der unveränderten Fassung (no-derivates) und mit der Pflicht zur Namensnennung. Die Namensnennung muss lauten:
Harald Küstermann RoteSchnur.de


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