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Küstermann


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Klasse 10

Die Makkabäer-Erfahrung

Die Sklavenbefreiungsreligion hat Feinde. Der antike Antijudaismus

Vereinheitlichung der Religion im Seleukidenreich. Griechische Kultur wird als Standard verpflichtend

 Im 145. Jahr (167 oder 166 vor Christus), am fünfzehnten Tage des Monats Kislew, ließ König Antiochus das Gräuelbild der Verwüstung auf den Altar Gottes setzen und in allen Städten Judäas Altäre für Götzen errichten, damit man öffentlich auf dem Markt und jeder vor seinem Haus räucherte und opferte.  Fand man Bücher des Gesetzes (= Tora), wurden sie von ihnen zerrissen und verbrannt, und alle, bei denen man Bücher des Bundes fand, und alle, die das Gesetz hielten, wurden nach dem Gebot des Königs totgeschlagen. So ließen sie Monat für Monat ihre Kraft an den Israeliten aus, die sie in den Städten entdeckten. Am fünfundzwanzigsten Tage des Monats opferten sie auf dem Götzenaltar, der auf dem Altar des Herrn stand. Die Frauen, die ihre Söhne hatten beschneiden lassen, wurden getötet, wie Antiochus befohlen hatte; man hängte ihnen die Knäblein an den Hals und tötete die, die zu ihnen gehörten, und die, die sie beschnitten hatten. Aber viele vom Volk Israel blieben standhaft und wollten nichts Unreines essen und ließen sich lieber töten, als sich durch Speisen unrein zu machen, und wollten den heiligen Bund nicht entweihen; darum wurden sie umgebracht. So kam ein gewaltiger Zorn über Israel.

1.Makkabäer Kapitel 1, ab Vers 54

Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

Erlärungen:

Seleukiden: Die Seleukiden sind eine Nachfolge-Dynastie von Alexander dem Großen. Sie regierten seit 320 v.Chr. über ein weitläufiges Staatsgebilde, dazu gehörten seit 200 v.Chr. auch die Gebiete, die heute den Staaten Israel, Syrien, Jordanien, Libanon und Palästina zugeordnet werden. Der im Text genannte König Antiochus IV war einer dieser Seleukiden.

Kislew: Kislew ist ein Monat im jüdischen Kalender, etwa im Dezember unseres Kalenders.

Makkabäer: Makkabäus (von aramäisch Makkaba, der Hammer) war der Kampfname des Judas, Sohn des Priesters Mattatias, der bis 160 v.Chr. die Befreiungsbewegung gegen die Seleukiden anführte. Nach ihm wurden die biblischen (apogryphen) Makkabäer-Bücher benannt, die von diesem Kampf berichten.

Aus der Perspektive der Herrschenden

Der römische Geschichtsschreiber Tacitus mag aufständische und nach Eigenständigkeit strebende Völker überhaupt nicht, sondern steht ganz auf der Seite der Herrschenden. Großreiche sind für ihn die von den Göttern gewollte Weltordnung und solange ein Großreich nicht gerade gegen die Römer Krieg führt, redet er respektvoll von deren Machthabern. Die Juden dagegen bezeichnet Tacitus als "den verachtetsten Teil derer, die zu Dienen haben" ("despectissima pars servientium") und als "das scheußlichste Volk" ("taeterrimam gentem"). Woher kommt diese abfällige Redeweise? Woher kommt dieser Hass? Diejenigen die zu Dienen haben sind die Sklaven. Verachtet und verabscheut werden Sklaven, die ihren Dienst nicht tun, oder sogar davon laufen. Tacitus schreibt:

"So lange des Morgenlandes Herrschaft bei den Assyrern, Medern und Persern lag, waren sie (= die Juden) der verachtetste Teil derer die zu Dienen haben. Als die Macedoner (= die Seleukiden) die Macht innehatten, wurde König Antiochus, welcher sich bestrebte, ihnen den Aberglauben zu nehmen und Sitten der Griechen zu geben, nur durch den Partherkrieg abgehalten, das scheußlichste Volk zum Bessern umzuwandeln."

Latein: Dum Assyrios penes Medosque et Persas Oriens fuit, despectissima pars servientium: postquam Macedones praepolluere, rex Antiochus demere superstitionem et mores Graecorum dare adnisus, quo minus taeterrimam gentem in melius mutaret, Parthorum bello prohibitus est.

aus Tacitus Historiae Buch V. Kapitel 8, die deutsche Übersetzung von Friedrich Karl von Strombeck wurde leicht modernisiert